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Michael We.

VARIOUS: Kabelbrand

Sounds from the MAX BRAND Synthesizer


VARIOUS: Kabelbrand
Genre: Neue Musik
Verlag: Moozak
Erscheinungsdatum:
November 2009
Medium: CD
Preis: ~16,00 €
Kaufen bei: Moozak-Shop


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Was für eine Sensation! Damit ist zunächst einmal nicht die Musik auf der CD, sondern die Tatsache gemeint, dass eine Promo-Info ohne die üblichen Jubelarien auskommt. Stattdessen liefern die vier beteiligten Künstler im beiliegenden Flyer sachlich und bedacht einen kurzen Abriss zur Geschichte des titelgebenden Synthesizers sowie Einblicke in Technik und Motivation. So viel sympathische Gelassenheit verlangt nach Würdigung, weshalb wir den Text in gekürzter Form als Einleitung zu dieser Besprechung nutzen.

Der österreichische Komponist MAX BRAND (1896-1980) studierte in Wien und Berlin Komposition. Bereits mit seiner Oper "Der Maschinist Hopkins" hatte er grossen Erfolg, bis sich die Situation für zeitgenössische Künstler Anfang der 30er-Jahre zunehmend verschlechterte. Im Jahre 1937 musste er aufgrund seiner jüdischen Wurzeln vor dem Nazi-Regime fliehen und emigrierte [...] in die USA. Dort [...] begann BRAND bereits 1955 sein 'Electronic Sound Studio' aufzubauen, doch konstante Probleme mit seinem Equipment führten ihn auf die Suche nach einem besseren Setup. Auf seiner Suche traf er schliesslich auf den jungen Elektrotechniker BOB MOOG [...] und bat ihn, einen speziellen Synthesizer für ihn anzufertigen.
Der atypische und außergewöhnliche MAX BRAND Synthesizer, der von der grundlegenden Bauweise her einem rekonstruierten Trautonium ähnelt, ist eines der ersten von BOB MOOG gebauten Instrumente. [...] Einige Module tragen überhaupt kein Logo der Firma Moog, andere Teile haben ein grundlegend verschiedenes Design im Vergleich zu späteren 'Moog Standard Modulen'. [...] Da wir uns des Umstandes bewusst sind, dass diese Spezialanfertigung einer der allerersten modularen Synthesizer ist, haben wir in unzähligen Live-Aufnahme-Sessions versucht, den ursprünglichen sonoren Geist einzufangen. Aus diesem Grund ist jeder auf dieser CD enthaltene Track ohne die Hilfe von modernen, klang-verändernden Werkzeugen wie Effekt-Plugins produziert worden. Im Arrangier-Prozess haben wir nur Techniken verwendet, die auch bereits in 60er-Jahren zur Verfügung standen.


Anfang des Jahres loteten also vier Wiener Künstler das Klanguniversum des Synthesizers auf einer Liveveranstaltungen für das österreichische Radio (Ö1) aus. CLEMENS HAUSCH, BENEDIKT GUSCHLBAUER, GERALD KRIST und ULRICH KÜHN haben alle mehr oder weniger mit moderner elektronischer Musik zu tun und gehören gleichzeitig zur Crew des jungen Labels MOOZAK, das Teile dieses Konzertmitschnitts nun auf CD veröffentlicht. Wichtigster Bestandteil, das ist schon vor dem Hören klar, sind die beiden letzten Tracks. Es handelt sich um Stücke, die von MAX BRAND selbst komponiert, eingespielt und bisher noch nie veröffentlicht wurden. "Tryptich" stammt aus dem Jahr 1970, "Ilian 4" entstand vier Jahre später und sollte ursprünglich als Soundtrack für ein Ballett dienen. Der Leiter des MAX BRAND-Archivs hat die Bandaufnahmen vor einigen Jahren digitalisiert und sie für das "Kabelbrand"-Projekt zur Verfügung gestellt.

Der Ausschnitt des Schaltplans hinten auf dem Booklet verdeutlicht die wissenschaftliche Herangehensweise. Wie ein Tier, das unter immer gleichbleibenden Versuchsbedingungen beobachtet wird, darf der Synthesizer zeigen, was er kann. Es knackt, zwitschert, zirpt, knirscht, rauscht und heult, begehbare Teppiche aus analogen, fühlbaren Geräuschen legen sich quer durch den Raum. Außerirdische Fluggeräte, Alarmsirenen für den Fall einer nuklearen Katastrophe oder das einfache Suchen einer UKW-Frequenz am guten, alten Radiogerät – das alles beherrscht das Gerät von MAX BRAND. Manchmal driftet es ab ins Noisige, oft liefert es Reihen von Drones unterschiedlicher Intensität, und die ab dem sechsten Track einsetzenden, schnell getakteten Einzeltöne erinnern an den Geigerzähler-Sound von BAD SECTOR. Selbst die stärkste auf dem MAX BRAND-Synthesizer erzeugte Rückkopplung beinhaltet dabei noch etwas Analoges, Erwärmendes, als würden Hände über weiches Holz streichen. Der kompositorische Akt, welcher dieser Bestandsaufnahme – vielleicht ganz bewusst – fehlt, zeichnet die beiden Originale aus den Jahren 1970 und 1974 aus, die am Ende der CD platziert wurden. Hier greifen Bezeichnungen wie 'Lied' oder 'Soundtrack' wieder. Vor allem das 30minütige "Ilian 4" scheint zwar improvisiert, macht aber durch seine unglaubliche Dichte Töne wahrnehmbar, die zwischen den engen Wänden des Studios hin- und herspringen und ihren wundersamen Klang entfalten und vermehren.

Eine Notwendigkeit ist "Kabelbrand" für Spurensucher, die auf den Pfaden elektronischer Musik wandeln, die hören und verstehen wollen, wie sich elektronische Instrumente in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben. Freunde der Neuen Musik werden Spaß an den beiden unveröffentlichten BRAND-Stücken haben. Alle anderen sollten sich der manchmal etwas technokratischen Atmosphäre bewusst sein, bevor sie sich zum Kauf entschließen.


Foto: MAX BRAND-Archiv

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» BRAND-Archiv
» Video über BRAND-Synthesizer
» BRAND-Synthesizer @ youtube
» MOOZAK @ myspace


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Zusammenfassung
Eine Notwendigkeit für Spurensucher, die auf den Pfaden elektronischer Musik wandeln. Vier Wiener Künstler loten das Klanguniversum des MAX BRAND-Synthesizers aus, quasi eine Bestandsaufnahme. Als Zugabe: zwei originale BRAND-Stücke, noch nie veröffentlicht.

Inhalt
01. Heart Cooks Brain
02. Froth
03. Tomograph
04. Sein Soll Max
05. Neon Face
06. Insekt
07. Sedating Dream
08. Sternmotor
09. Skaphander
10. Eruption
11. Cell Pilot
12. Exile
13. BRAND: Triptych
14. BRAND: Ilian 4
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