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Michael We.

TRISOMIE 21: Black Label

Zwei Franzosen entdecken den Rock


TRISOMIE 21: Black Label
Genre: Cold Wave
Verlag: Le Son Du...


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Frühjahrsputz bei TRISOMIE 21! Lange ist es her, dass die beiden französischen Brüder PHILIPPE und HERVÉ LOMPREZ so frisch und motiviert klangen. Möglicherweise wird genau diese Tatsache die Fans der Band spalten. Viel ist nicht mehr übrig von dem schwermütigen, elektronischen Cold Wave mit Ecken und Kanten, der die ersten Alben vor fast 30 Jahren prägte. Nach ihm suchen die Liebhaber auf jedem neuen Album und verteufeln – in diesem Fall absolut zu Recht – solche Ausrutscher wie "Gohohako", einen Ethnopop-Schlenker aus dem Jahr 1997. Auf "Black Label" klingen TRISOMIE 21 vor allem ... rockig. Die nach wie vor markante Stimme von PHILIPPE LOMPREZ erinnert an CRIME AND THE CITY SOLUTION und LOU REED, die Musik an eine Mischung aus SISTERS OF MERCY, NEW ORDER und U2.

Gleich der Opener "The Camp" ist ein richtiger Kracher: Bass und E-Gitarre zu treibendem Schlagzeug, PHILIPPE entrückt wie immer, aber tonsicher und ungewohnt voluminös. Eine von TRISOMIE noch nie gehörte 'Wall Of Sound', bei der Elektronik – zumindest am Anfang des Albums – kaum eine Rolle spielt. "Glisering Like Gold" (2) ist waviger; HERVÉ zupft den Bass, als ob eine alte CURE-Single läuft. Zum melodischen, wieder von Gitarren getragenen Refrain beeindruckt erneut die Singstimme, die es im weiteren Verlauf phasenweise mit DAVE GAHAN oder ANDREW ELDRITCH aufnehmen kann. Ein Eindruck, der sicher auch durch die insgesamt volle Produktion entsteht. Mit "Half A Drop" in der Mitte (Track 5) holen die Franzosen auch die Fans der ersten Stunde(n) ins Boot und beginnen den elektronischeren Teil. Ein wehmütiger Keyboard-Teppich zieht auf, alles klingt plötzlich nicht mehr ganz so sauber und selbstbewusst – aber auch hier ist Platz für ein Rockgitarren-Solo. "Hear Me Now" (6) ist zusammen mit "The Camp" der stärkste Song des Albums. Schwere Gitarren peitschen eine vetrackte Melodie nach vorne, dagegen drückt ein elektronischer Beat à la NEW ORDER, und gegen beide wehrt sich PHILIPPE mit einem flehenden Appell. Einer der wenigen Schwachpunkte: "Shadows Army" (8), denn hier wird die ansonsten souveräne Gitarre doch kitschig und quengelt zu sehr Richtung Rockepos. Der letzte Song "The Lined Hands Of Afternoon" wirkt nach zehnmal Volldampf etwas verloren, weil Gitarre und Bass plötzlich ganz fehlen und nur ein Keyboard zu den Vocals leise vor sich hintickert. Ohnehin überzeugt die erste Hälfte etwas mehr – aber das ist Jammern auf hohem Niveau, welches auch die hier nicht explizit erwähnten Songs halten.

Das dreizehnte Studioalbum von TRISOMIE 21 ist nicht so dunkel wie frühere Alben, aber auch weit von der Lieblichkeit und professionellen Poppigkeit des gelobten letzten Werks "Happy Mystery Child" (2004) entfernt. Für mich zusammen mit den Highlights der 1980er-Jahre eines der besten Alben der Band. Der entrückte, brüchige Gesang von PHILIPPE LOMPREZ ist unverkennbar, wenngleich kräftiger als früher. (Übrigens ist der Mann einer der wenigen Franzosen, die Englisch singen dürfen – zumindest auf diesem Album hat das einen großen Charme.) Waverock als neues Kleid zur Stimme steht den Brüdern ausgesprochen gut. Kritiker werden "Black Label" sicher überproduziert finden, und natürlich bleiben elektronische Songs wie "Il Se Noie" (1983) oder "La Fête Triste" (1984) die großen Klassiker. Aber die Vorteile dieses 'Experiments' – der hörbare Spaß an der Sache, viele einprägsame Melodien, auf der anderen Seite einige Reminiszenzen an alte Meister, auch an die eigene Vergangenheit – überwiegen.

Noch einige Infos zu Format und Preis: "Black Label" erscheint als Standard-Version und als limitierte (2100) Doppel-CD im dreiteiligen Digipack. Auf der zweiten CD sind einige unveröffentlichte TRISOMIE-Songs sowie "Black Label"-Remixe u.a. von FRONT 242 und JACK DE MARSEILLE. Die Standardausgabe kostet 10, die Sammlerversion 15 und der Download 8 Euro. Wer noch ein paar Sätze mehr zur Bandgeschichte haben möchte, kann die NONPOP-Besprechung des Jubiläumsalbums (25 Jahre) "Rendez-vous En France" lesen.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TRISOMIE @ myspace
» TRISOMIE-Audioseite
» alte TRISOMIE-Homepage

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» TRISOMIE 21: Elegance Never Dies
» TRISOMIE 21: Rendez-Vous En France


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