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Michael We.

TRAPIST: The Golden Years

Mönchische Stille als Improvisationsmusik


TRAPIST: The Golden Years
Genre: Experimental
Verlag: Staubgold
Erscheinungsdatum:
Juni 2012
Medium: CD / LP
Preis: ~13,00 €
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Achtung: Das Album erscheint erst im Juni 2012!

Von den drei Menschen, die TRAPIST ausmachen, ist uns einer auf NONPOP schon häufiger begegnet: der Gitarrist MARTIN SIEWERT. Er arbeitet unter anderem mit dem KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF oder FENNESZ zusammen und ist Teil des innovativen Quartetts HEAVEN AND (Besprechung), um nur einen winzigen Teil seiner zahllosen Projekte zu erwähnen.
Zusammen mit MARTIN BRANDLMAYR (Drums, unter anderem bei RADIAN) und dem kanadischen Jazzbassisten JOE WILLIAMSON (unter anderem Zusammenarbeit mit EVAN PARKER) bildet der gebürtige Wiener TRAPIST, eine lose Band, die immerhin schon seit zehn Jahren existiert, die bisherigen beiden Alben aber schon vor einer ganzen Weile (2002 und 2004) herausgebracht hat. Nach acht Jahren Pause erscheint nun im Frühsommer (Juni 2012) mit "The Golden Years" das dritte Album, welches auf den ersten 'Blick' einige Ähnlichkeiten mit der Musik des erwähnten CHRISTIAN FENNESZ aufweist, um mal ganz grob zu sortieren.
Der Bandname TRAPIST verweist schon auf den ungefähren Klang: Die Trappisten sind ein römisch-katholischer Mönchsorden, der in strenger Askese lebt, also auch in weitgehender Stille. Hier setzt die langsame, ausgedehnte Instrumentalmusik des Trios – vier Stücke zwischen fünf und 15 Minuten – an.

"The Gun That's Hanging On The Kitchen Wall" (01) beginnt mit Gitarrentwangs, die für Einsamkeit und Weite – eben wie bei FENNESZ – stehen. Nach mehr als einer Minute deutet sich ein Schlagzeug an, und dronige Geräusche im Hintergrund setzen ein. Es folgen Überraschungen wie quietschende Bremsen, eine Triangel oder eine 70er-Jahre-Orgel; über weite Strecken wirkt die Musik improvisiert und natürlich 'proggig'. Am Ende steht die Gitarre mit ihren Akkorden wieder alleine da, zusammen mit dem langsamen Schlagzeug ergibt sich ein minutenlanger, bluesig-jazziger Aushall.
Auch bei "The Spoke And The Horse" (02) schien das Ausprobieren im Vordergrund zu stehen, der Wille, wie eine Jamsession zu klingen. Rückkopplungen und Schlagzeugbesen stehen minutenlang, bis eine zeitlupenartige Verdichtung stattfindet und ein beinahe noisiger Abschnitt mit verzerrter E-Gitarre folgt, sehr psychedelisch an dieser Stelle. Der Mittelteil ist wieder rockigere und oszillierende Improvisation, die zweite Hälfte des Stückes geht erneut zu Einzelton-Ambient im Tempo von BOHREN UND DER CLUB OF GORE über.
Ein Fender Rhodes-Piano, eine sanfte E-Gitarre und ein kräftigeres Schlagzeug hinterlassen in "Pisa" (03) einen sehr flockigen, luftigen Höreindruck, wobei auch hier im Mittelteil plötzlich ein heftiger, quietschender und zerrender Ausbruch erfolgt.
Und "Walk These Hills Lightly" (04) schließlich, der längste Track von allem, interpretiert zunächst eher die bedrohlichen Seiten von Stille, ist flirrend, zirpend und lauernd, besteht zwischendurch aus kaum wahrnehmbaren Klängen, ohne Melodie. Nach vier Minuten setzt aber die Gitarre wieder ein, lockert auf, jammt einen guten Soundtrack für die Bewegungsunlust im dräuenden Sommer. Zum Schluss ein schier endloses, wohliges Ausklingen mit Bassdrones und Geräuschen wie die eines alten Modems, dazu das Zeitlupen-Schlagzeug.

Feine Instrumentalmusik von hervorragenden Musikern irgendwo zwischen Prog, Improvisation und Ambient. Erstaunlich ist die spürbare Dynamik, obwohl rein quantitativ manchmal minutenlang wenig passiert. An dieser Stelle ist auch einmal ein Lob für die kontrollierte und entspannte Veröffentlichungspolitik von STAUBGOLD fällig, für die – wie auch für "The Golden Years" – gilt: weniger ist mehr!

Ein - für das besprochene Album nicht ganz repräsentativer - Ausschnitt eines Liveauftritts von TRAPIST beim "An Insolent Noise"-Festival 2007 in Pisa:

 
Michael We. für nonpop.de



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Zusammenfassung
Feine Instrumentalmusik von hervorragenden Musikern irgendwo zwischen Prog, Improvisation und Ambient. Erstaunlich ist die spürbare Dynamik, obwohl rein quantitativ manchmal minutenlang wenig passiert.

Inhalt
CD / LP / Download

01. The Gun That's Hanging On The Kitchen Wall (08:22)
02. The Spoke And The Horse (10:43)
03. Pisa (05:39)
04. Walk These Hills Lightly (14:14)

~ 40 min.
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