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Endsal

THEOLOGIAN/STROM.ec: Hubrizine

Do Noise Artists Dream of Electric Sheep?


THEOLOGIAN/STROM.ec: Hubrizine
Genre: Post Industrial
Verlag: Malignant...
Vertrieb: Malignant...


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Mit "Hubrizine" liegt das Re-Release einer, bereits 2012 beim US-amerikanischen ANNIHILVS-Label als Tape in einer Mikroauflage von 12 (sic!) Stück erschienenen Kollaboration zwischen THEOLOGIAN, dem aktuellen Projekt von NAVICON TORTURE TECHNOLOGIES-Mastermind und ANNIHILVS-Betreiber LEE M. BARTOW, und den, ebenfalls seit vielen Jahren in der PE-Szene aktiven Finnen von STROM.ec vor. Stolze zwei Jahre stecken laut Labelauskunft in dem Werk, und so scheint die Entscheidung nur folgerichtig, es in Gestalt der vorliegenden CD nun endlich einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Zeit wurde es in jedem Fall, denn "Hubrizine" ist ein musikalisch bemerkenswertes und für beide beteiligten Projekte außergewöhnliches Opus. Die Arbeitsaufteilung war dabei klar abgezirkelt: STROM.ec lieferten das musikalische Ausgangsmaterial, welches von THEOLOGIAN im Anschluss dann neu interpretiert und dementsprechend be- und überarbeitet wurde. Wie der Promotext aufklärt, fungierte als inspirierende Ausgangsbasis für "Hubrizine" die von beiden Projekten geteilte Bewunderung für das Schaffen des SciFi-Autors Philip K. Dick, der bekanntlich die Romanvorlagen für einige der einflussreichsten Kino-Dystopien der letzten Jahrzehnte schuf, so z.B. "Blade Runner", "Total Recall" oder "Minority Report" – um nur die publikumsträchtigsten zu nennen. Konsequenterweise sind die Titel der einzelnen Tracks sämtlich Dicks Werk entnommen, so rekurriert bspw. der Albumtitel "Hubrizine" auf eine stimulierende, in etwa dem Kokain oder Amphetamin vergleichbare, Droge aus dem Roman "We Can Build You" von 1972.

Ebenso ambitioniert und vielschichtig, wie das Unterfangen schon im Hinblick auf seine Programmatik bzw. seinen speziellen Konzeptalbencharakter anmutet, so untypisch und unorthodox gestaltet es sich auch in der konkreten Umsetzung, will heißen: Bei einer musikalischen Blindverkostung würde wohl selbst ein ausgewiesener Kenner des Genres nicht ohne weiteres die US-Noise-Legende LEECH – so LEE M. BARTOWs "nom de guerre" – und die finnischen PE-Epigonen von STROM.ec als federführende Instanzen hinter "Hubrizine" vermuten, denn dafür wirkt der Sound einfach zu ruhig und konzentriert, zu atmosphärisch, dronig, teilweise schon Dark Ambient-lastig. Nun lässt sich diese Charakterisierung zwar ohne allzu großen Kraftaufwand mit jener musikalischen Entwicklungsrichtung zusammendenken, die BARTOW nach dem Ende von NTT mit seinem Nachfolgeprojekt THEOLOGIAN eingeschlagen hat, doch für STROM.ec, die man sonst mit Fug, Recht und allem Nachdruck im Noise-Segment verortet, bezeichnet sie alles in allem Neuland.

Nun läge man freilich völlig falsch, vermutete man in "Hubrizine" einen Exponenten jener Art Tonträger, die man zur Not auch mal als Hintergrundbesäuselung für die Yoga-Gruppe einsetzen kann. Nein, dem ist keineswegs so, denn mitnichten geht es friedlich oder gar kuschelig darauf zu; ganz im Gegenteil ist der Grundton von dezidierter Düsternis, und selbstredend finden sich auch genügend krachige, druckvolle Passagen, da und dort garniert mit ungemütlichen, schlecht gelaunt klingenden Vocals, die das Album für die besagte, überaus schwingungsempfindliche Klientel gänzlich ungenießbar machen. Nichtsdestotrotz überwiegt in der Summe der Eindruck einer dronig-hypnotischen, subtil in den Dark Ambient-Bereich diffundierenden Grundausrichtung, die dem Ganzen – und das scheint angesichts der erwähnten Grundkonzeption ganz im Sinne des Erfinders – irgendwie die Atmosphäre eines Fimsoundtracks verleiht. Ebenfalls einer kurzen Erwähnung wert scheint ein subtiler Hang in Richtung Old School-Sound, der sich während des Durchhörens an verschiedenen Stellen mal mehr, mal weniger deutlich bemerkbar macht. So fühlte sich der Rezensent durch die Eingangssequenz von "EM-19" an die frühen CONTROLLED BLEEDING ebenso wie an GODFLESH erinnert, und auch "World War Terminvs" und "Flow My Tears" weckten spontane Assoziationen zu diversen Vertretern der frühen Post Industrial-Szene wie BOURBONESE QUALK oder O YUKI CONJUGATE. Und dass dergleichen Namen nun ausgerechnet in einem Artikel fallen, der eine Zusammenarbeit von STROM.ec und THEOLOGIAN zum Gegenstand hat, scheint doch zum mindesten nicht selbstverständlich.

Explizit hervorgehoben sei an dieser Stelle übrigens der 18-minütige Titeltrack, der zweifelsohne den Höhepunkt des Albums bezeichnet und jene neue Form des musikalischen Ausdrucks, die beide Projekte für die vorliegende Veröffentlichung etabliert haben, zu höchster Perfektion und Dichte steigert. "Hubrizine" beginnt mit dronigem Feedbacksound, der sich in einer monotonen Endlosschleife in den Gehörgang schraubt. Ohne dass deshalb ein Absinken der Spannungskurve zu bemängeln wäre, lässt man sich mit dem Aufbau des Tracks, der in der Eingangsphase an irgend etwas zwischen SUNN o))) und SKULLFLOWER erinnert, extrem viel Zeit, um ihn schließlich in ein ebenso dicht wie komplex strukturiertes, gegen Ende noch mit Vocals angereichertes Noise-Brett münden zu lassen. "Hubrizine" selbst ist so gesehen derjenige Track des Albums, der eine perfekte Balance zwischen dem klassisch-konventionellen Sound der beteiligten Musiker und jenen innovativ-experimentellen Facetten herstellt, die den vorliegenden Tonträger so "outstanding" ausmachen.

Alles in allem eine ungewöhnlich abwechslungsreiche und bemerkenswert experimentierfreudige Veröffentlichung, die mit jedem Hördurchgang neue, überraschende Facetten offenbart und so zu fesseln und begeistern weiß. THEOLOGIAN und STROM.ec haben auf "Hubrizine" eine für beide Projekte untypische, innovative und dabei doch unprätentiös wirkende musikalische Ausdrucksform realisiert, die dem Album eine Kohärenz und Konsistenz verleiht, die manch andere zeitgenössische Veröffentlichungen – zumal im PE-/Noise-Genre und insbesondere, wenn's um Kollaborationen geht – schmerzlich missen lässt. Kurzum: Diese CD ist ein kleines Juwel. Und diese Einschätzung ist keineswegs nur an jene Leser adressiert, die den beteiligten Projekten ohnehin bereits anhängen, sondern auch, gerade und ausdrücklich an interessierte und unvoreingenommene potentielle Hörer jenseits des Noise-/PE-Genres.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ANNIHILVS-Homepage
» ANNIHILVS @ SoundCloud
» THEOLOGIAN @ discogs
» STROM.ec @ Neuroscan.org
» STROM.ec @ discogs
» MALIGNANT RECORDS-Homepage
» Hubrizine @ MALIGNANT RECORDS
» MALIGNANT RECORDS @ SoundCloud

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» THEOLOGIAN: Pain Of The Saints


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