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Tony F.

RUNES & MEN 2013 in Leipzig


RUNES & MEN 2013 in Leipzig
Kategorie: Spezial
Wörter: 1761
Erstellt: 24.10.2013
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Nachdem das RUNES & MEN-Festival im letzten Jahr noch in Dresden stattfand, ging die diesjährige Auflage in Leipzig über die Bühne. Die Theaterfabrik stellte hierfür den entsprechenden und passenden Rahmen dar – schon alleine durch die Sitze im hinteren Saalbereich, die genügend Rückzugsmöglichkeiten boten. Ebenfalls nichts auszusetzen gab es an der Technik, die nur kurze Umbaupausen benötigte und einen durchweg blitzsauberen Klang ablieferte – kleinere technische Probleme, die bei einem Zweitagesfestival aber einfach normal sind, einmal ausgenommen. Live-Aufnahmen von dem einen oder anderen Auftritt wären hier sicher angebracht gewesen – allerdings auch dahingehend, was die Reaktionen des Publikums anging, war von einer Publikumsmüdigkeit, die man in den letzten Jahren bei Subkulturkonzerten leider immer öfter wahrzunehmen scheint, vom ersten Act an nichts zu bemerken.

Samstag

Den Anfang machten STEIN, die einen sauberen und aufgrund des traurigen Hintergrunds der neuen EP eindringlichen Auftritt ablieferten. Persönlich geht mir der Band-Sound allerdings etwas zu sehr in die leicht harmlos klingende Liedermacherecke, um vollends zu überzeugen. Zum Abschluss gab es dann aber sogar noch mit dem gelungen umgesetzten „Der Stein weit im Korn“ von DIES NATALIS, das sich ebenfalls mit dem Thema Abschied befasst, einen Rückblick in die eigene Bandvergangenheit des einen oder anderen Bandmitglieds.

Danach trat das Duo MARS von MARCUS STIGLEGGER und OLIVER F. – übrigens mit einer frischen 12''-EP unter dem Arm – an, um seinen rituellen Pagan-Folk auf der Bühne zu präsentieren. Während die Stimmarbeit auf beide Akteure aufgeteilt wurde, bearbeitete MARCUS STIGLEGGER ausgiebig verschiedene Trommeln. OLIVER F. steuerte hingegen die Akustikgitarre bei. Aufgrund des minimalen Settings wurden die Stücke recht trocken ohne Backing-Sounds – also unverfälscht und direkt zu Gehör gebracht. Ein Song wie „Mithras“, der auf dem Text „A Song To Mithras“ basiert, wirkte aufgrund der genügend bekannten BLOOD AXIS-Version dabei natürlich einmal mehr wie eine Cover-Version. Zudem fehlt den Songs von MARS doch zu oft das packende oder auch neue Element. Ansonsten muss man der Band aber zu Gute halten, dass man ohne den derzeit zu oft verwendeten Pomp und Kitsch auskommt, was die eigene Darstellung auf der Bühne zudem auch unterstrich.

Dass SONNE HAGAL immer noch relativ früh in größeren Festival-Programmen eingeordnet werden, irritiert vor allem deshalb, weil die Konzerte grundsätzlich gefühlt zu schnell vorbeigehen. Das wurde auch diesmal wieder deutlich. Wie so viele andere Bands hatten auch SONNE HAGAL – übrigens mit KIM LARSEN an den Trommeln – neues Material mitgebracht, das sie auch gleich konzentriert am Anfang darboten. Natürlich wurde dies mit dem Versprechen gekoppelt, dass „bald“ ein neues Album erscheinen würde. Die neuen Songs machten jedenfalls einen recht starken Eindruck, so dass erst gar kein Fremdeln im Publikum aufkam. Danach stieg man mit „Memory; Hither Come“, „Midwinternight“ oder „Eismahd“ in älteres Songmaterial ein, wobei die Band dafür am Cello von MATTHIAS MARGGRAFF (PRYPJAT SYNDROME) begleitet wurde, der den originären Cello-Klang mittels Effektgeräten verfremdete und bearbeitete. Insgesamt ein sehr einnehmender Auftritt, der wie eingangs erwähnt gerne länger hätte sein können.


SONNE HAGAL

DARKWOOD traten danach im Gegensatz zum Auftritt beim diesjährigen WGT in vierköpfiger Besetzung – also ohne die weibliche Gesangs- und Akkordeonunterstützung MANUELA an. Dadurch geriet das Set etwas kantiger, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tat. Überraschenderweise stand nicht das neue Album „Schicksalsfahrt“ übermächtig im Vordergrund, sondern es gab neben einigen Klassikern wie „Des Falken Flug“ recht viel Material vom vorletzten Album „Notwendfeuer“  wie „Verlorenes Heer“, „Ostenfeld“ oder „Winterrune“ zu hören. Gerade die beiden letztgenannten Stücke gehören dabei ohne Zweifel zum Besten, was DARKWOOD bisher veröffentlicht haben und wussten durch ihre eindringliche Art auch diesmal zu überzeugen. In der Art ruhig und fest und an ausgewählten Stellen etwas kantiger durch Sample-Einsatz oder gedoppelten, proklamierenden Gesang, gelang DARKWOOD in jedem Fall ein eindringliches Konzert.


DARKWOOD

Als letzte Band standen am Samstag HEKATE auf der Bühne, die ebenfalls neues Material vorstellten, wobei man sicher nicht vor Ende 2014 mit einem neuen Album rechnen sollte. Die neuen Stücke waren dabei eher ruhig gehalten – und eines wie eine Moritat umgesetzt – wie auch das Gesamtset etwas ruhiger gehalten war. Allerdings standen neben Stücken aus dem letzten Album wie „Seelenreise“ auch einige Klassiker der Band wie „Mithras‘ Garden“, „Fatherland“, „Danse De L' Obscurité“ oder am Schluss das umjubelte „Die Gedanken sind frei“ auf dem Programm. Vor allem die starke Percussionarbeit brachte wieder einmal den nötigen Druck in den Auftritt. Waren Zugaben aufgrund des straffen Zeitplans vorher nicht eingeplant, so kamen HEKATE mit „Die blaue Blume“ noch einmal für zwei Stücke zurück.


HEKATE

Samstag

Der Sonntag startete mit dem Auftritt von PARZIVAL, die mit zwei Trommlern, einem Bassisten, einem Keyboarder und mit dem wie üblich in tiefsten Basslagen agierenden Sänger antraten. Den an LAIBACH gemahnenden Martial-Industrial und den überzogenen Bombast der Band kann man wohl nur mögen oder nicht. Schwierig ist zum einen, dass die Stücke oft etwas konzeptionell lose vor sich hin tönen, so dass man wenige Ankerpunkte in der Musik findet. Zudem stören aus meiner Sicht die Plastiksounds. Im Jahr 2013 gibt es herrliche Soundsoftware für Klassiksounds, so dass man auf 90er Jahre Synth-Orchester-Sounds dann auch wirklich mal verzichten kann. Gerade die Mannen an den Trommeln wussten aber durchaus zu überzeugen.

Da WHILE ANGELS WATCH aufgrund einer leider wohl ernsteren Erkrankung von DEV nicht spielen konnten, wurden im Vorfeld bereits NAEVUS als Ersatz angekündigt. Die Band um LLOYD JAMES und HUNTER BARR brachte dann auch erstmalig eine Rock/Post-Punk-Note in die Veranstaltung ein. Die vierköpfige Band mit Schlagzeug, Bass und inklusive LLOYD JAMES zwei Gitarristen agierte jedenfalls mit viel Spielfreude, wobei aufgrund der Veröffentlichung der Zusammenstellung „Stations“ auch auf eher selten gespielte Stücke wie „The Body Speaks In Tongues“ zurückgegriffen wurde. Gerade live entfalten viele auf Platte manchmal etwas verhalten klingende Stücke von NAEVUS echte Kraft – kommt die zupackende Melodik in den oft krachigen Gitarrenspuren erst richtig zur Geltung. Eingeleitet mit dem launigen Hinweis auf die Abbildung einer Toilette auf dem Cover des NAEVUS-Albums „Behaviour“ rief LLOYD JAMES schließlich noch MATT HOWDEN – der wieder einmal zum meistbeschäftigen Musiker des Abends avancieren sollte - auf die Bühne, um zum Abschluss das auf eben diesem Album befindliche „Waste“ zu spielen.


NAEVUS (mit MATT HOWDEN)

JOY OF LIFE, die mit Schlagzeug, Gitarristen/Keyboarder und MIRO SNEJDR am Akkordeon auftraten, legten danach mit ihrem Klassikerprogramm nach. GARY CAREY intonierte die Stücke kraftvoll und überzeugend, wobei gerade bei „Dear Linn“ wieder einmal auffiel, wie dicht der Sound des Stücks aber auch das Original von „Warrior Creed“ eigentlich an der „Nada!“-Phase von DEATH IN JUNE angelehnt ist. Für die Intonation von „Dead Flowers“ holte man zunächst noch THOMAS BOJDEN (DIE WEISSE ROSE) auf die Bühne, bevor GARY CAREY den Fanfarenzug Leipzig ankündigte, der den abschließenden Stücken „Hear The Children“ sowie natürlich „Warrior Creed“ noch eine extra Prise an Wucht verlieh.


JOY OF LIFE

Warum die nachfolgende EVI VINE samt Band an dieser Stelle in diesem Festival-Line-Up auftauchte, bleibt mir ehrlich gesagt ein Rätsel. EVI VINE lässt sich irgendwo als Singer/Songwriter/Dream-Pop-Verschnitt einordnen, wobei bisher lediglich eine selbstverlegte CD vorliegt und man ansonsten mal kurz in den Medien gehypt wurde. Außerdem hat EVI VINE mal als Gastsängerin bei der Oldschool-Gitarren-Goth-Combo THE EDEN HOUSE mitgewirkt. Mit ihrer dreiköpfigen Band legte sie jedenfalls ohne Frage ein musikalisch blitzsauberes Konzert hin, das mir allerdings zu sehr in Richtung „melancholischer Dream-Pop mit schwebenden Gitarrenteppichen trifft auf zerbrechliche Frau, die mit sanfter Stimme und Hilfe suchend ihr Elend vorträgt“ ging. Richtig hängen blieb bei mir jedenfalls irgendwie nichts, weil herausstechende Melodien oder sonstige Ankerpunkte einfach fehlten.

MATT HOWDEN hatte anschließend kaum Mühe, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. In seiner wie immer energiegeladenen Show, bei der er auch diesmal wieder wie ein Derwisch über die Bühne fegte, kamen mal wieder verstärkt ältere Stücke wie das schon länger nicht mehr regelmäßig gespielte „Love’s Promise“ oder „Virgin In The Green“ zum Einsatz. Zum Ende hin kam dann mit dem kraftvollen „We Wait For Them“ zusätzlich noch einmal ordentlich Stimmung im Publikum auf. Aufgrund des energetischen Applauses legte MATT HOWDEN schließlich noch eine kurze Zugabe nach, bei der es sich tatsächlich um den Track „This Is Nonpop“ handelte, der sich bisher exklusiv auf unserem Download-Sampler befindet. 


MATT HOWDEN (SIEBEN)

Nach einigen Solo-Auftritten bzw. Auftritten als TWA CORBIES in unseren Breitengraden konnte man in Leipzig endlich mal wieder eine volle, sechsköpfige SOL INVICTUS-Besetzung inklusive RENEE ROSEN erleben. Die Band war im Gegensatz zu einigen Auftritten der letzten Jahre hervorragend eingespielt und gerade der nun vorhandene zweite Gitarrist zieht TONY WAKEFORD so effizient mit, dass dieser sich mehr auf den Gesang konzentrieren kann, bei dem es an diesem Abend nichts zu kritisieren gab. Was die gespielten Stücke angeht, hat sich bei TONY WAKEFORD über die Jahre eine Art Best-of-Liste entwickelt, von der nur hier und da etwas abgewichen wird. Gespannt war man natürlich auf neues Material, das mit dem Single-Track „Mr. Cruel“ auch geliefert wurde. „Mr. Cruel“ geht dabei in eine etwas verspulte 70er Jahre-Richtung, die denjenigen gefallen müsste, denen die jazzigen Ansätze auf „The Hill Of Crosses“ oder „Thrones“ gefallen haben. Das eher selten gespielte „Sawney Bean“ widmete TONY WAKEFORD natürlich eventuell anwesenden Schotten im Publikum. Vom letzten Album war hingegen nur das von TONY verschmitzt als „Industrial-Neofolk“ angekündigte „The Blackleg Miner“ im Programm. Zum Abschluss des Sets gab es schließlich noch eine gefeierte Version von „Black Easter“. Ohne Zugabe konnte man die Band natürlich nicht von dannen ziehen lassen, so dass es mit dem alten DEATH IN JUNE-Stück „All Alone In Her Nirvana“ und dem hymnischen „Kneel To The Cross“ noch zwei Nachschläge gab, zu denen auch noch MATT HOWDEN – begleitet von „Welcome back!“-Rufen aus dem Publikum – zu seiner alten Band hinzustieß. Aus meiner Sicht eines der besten Konzerte der Band in den letzten Jahren.


SOL INVICTUS

Lässt man die beiden Festival-Tage Revue passieren, so bleibt das Bild eines gut besuchten, in entspannter Atmosphäre stattfindenden Festivals, das kaum Anlass zu Kritik bieten dürfte. Der Termin für das nächste Jahr steht jedenfalls schon.    


 
Tony F. für nonpop.de


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