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RADIAN VS. HOWE GELB
Kategorie: Rezension
Erstellt: 14.12.2014
Wörter: 701
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Mit dem Wiener Trio RADIAN verhält es sich ähnlich wie mit BOHREN UND DER CLUB OF GORE. Hört man ein Stück nur eine Minute, weiß man, um wen es sich handelt. Zwar liegt die Geschwindigkeit etwas über der besagter Band, aber nicht viel. Zwar werden die Instrumente zerstückelt und laufen verstreut als Versatz durch die einzelnen Titel, doch handelt es sich um klassisches Rockinstrumentarium – langsamst und jazzig gespielt. Es wird jedoch wie bei RADIAN üblich verfremdet. Die Elektronik summt, knirscht, knackt und knistert. Dazu das Brummen nur mäßig abgeschirmter Kabel, die, fasst man sie an, eben zu brummen beginnen. Normalerweise ist die Musik von RADIAN rein instrumental. Auf diesem Album aber hören wir eine Stimme. Es ist die des Songwriters HOWE GELB. Er selbst sagt, dass er diesem Album eigentlich nur innewohnt – als ein Instrument sozusagen. Allerdings eins, das mitunter die Führung übernimmt. Zwar wurde die Stimme, genauso wie alle anderen Instrumente bei RADIAN, fragmentarisch eingesetzt und ist an manchen Stellen wie das Spiel des Schlagzeugs durchgängig, dann wieder zerschnitten, punktuell eingesetzt, mal liegen Effekte darauf und mal nicht, doch leider rutscht die Instrumentierung ab und an hinter die Stimme und bekommt, anders als bei den RADIAN-Alben zuvor, manchmal einen annähernd songhaften Charakter. Ich weiß nicht, ob das gewollt ist. Auf jeden Fall setzt dieses Album einen Punkt im Werk RADIANs. Was danach passieren wird, nun, ich bin gespannt. Doch zur Musik.
„Saturated“ (01) beginnt nahezu klassisch, das Summen der Kabel und der Elektronik, es setzt ein jazziges Schlagzeug ein, daraufhin dann die Stimme. Bass und Gitarre bleiben dezent im Hintergrund. „Saturated Beyond“ (02) führt den ersten Titel weiter. Ein Rauschen und ein Knisterrhythmus. Das Schlagzeug sanft angeschlagen bekommt im weiteren Verlauf etwas mehr Drive. Die Stimme spricht und sagt wie schon beim ersten Titel am Ende: „Wait a minute – stop“. „I'm Going in“ (03) lässt sich viel Zeit. Eine sprechende Stimme, Rauschen, Knistern, dann eine Gitarre, die von MARK SIEWERT, der seit 2011 mit von der Partie ist, gespielt wird. „From Birth To Mortician“ (04) steigt mit einem rhythmisierten Kabelbrummen und Feedbacks ein, verliert dann aber sofort wieder den Druck und läuft jazzig weiter. Nach zweieinhalb Minuten quietscht die Gitarre und spielt ein Rockriff, das dann – sonst handelte es sich ja auch nicht um RADIAN – einbricht. Diese Vorgehensweise wiederholt sich. Am Ende des Titels rockt es los, koppelt und quietscht. Die Stimme dazu singt „on and on and on ...“. „ ... And Back“ (05) steigt daraufhin mit einem Barpiano, mit Kinderschreien ein und ist auch schon wieder zu Ende. „The Constant Pitch and Sway“ (06) wird dann bluesig. Und wie schon im vierten Titel schimmert ab und zu eine Melodie durch, die zwar gleich wieder abbricht, jedoch auch eine Struktur zu erkennen gibt, die ansatzweise die eines klassisch gebauten Pop- oder Rocksongs ist. In „Return To Picacho Peak“ (07) verstärkt sich dieser Eindruck. Hier taucht wieder ein Piano auf. Dazu singt HOWE GELB. Im Hintergrund die für RADIAN typischen Klangirritationen – allerdings sehr zurückgenommen. Die Atmosphäre gedämpft – wie schon im vorangegangenen Titel annähernd die einer verqualmten Bar. Sehr ruhig. „Pitch And Sway Again“ (08) nimmt, wie schon der zweite auf den ersten Titel, auf den sechsten Bezug. Und mit dem Titel „Moon River“ (09), der 1961 geschrieben und für den Film „Frühstück bei Tiffany“ verwendet wurde, schließt das Album dann.
Dies ist eine RADIAN-Platte. Aber auch etwas Neues – eine Gitarre, die schon mal ein Rockriff spielt, eine Stimme, die, obwohl nicht allzu sehr im Vordergrund, doch die Struktur der Titel verändert und in Richtung Song bewegt – allerlei, das nicht zum üblichen Instrumentarium dieser Band gehört, z.B. klimpert hier und da das Klavier ... Das Energetische früherer Alben hat sich etwas verloren. Auch will, obwohl sich die einzelnen Titel aufeinander beziehen, kein Zusammenhang entstehen. Jedes Stück für sich ist zwar ausgesprochen hörenswert, doch ab etwa der Hälfte des Albums bemerkt man, dass da eher neben- als miteinander Musik gemacht wird ... Irgendwie bleibt der Vergleich zu BOHREN bestehen. DOLORES etwa versuchte sich wie VS. HOWE GELB an dezent Neuem, ohne wirklich überzeugen zu können. Und auch dieses Album reiht sich eher hinter JUXTAPOSITION und CIMERIC ein. Dennoch, es ist eine RADIAN-Platte.
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Verweise zum Artikel:
» RADIAN-Homepage
» RADIAN auf Soundcloud
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Themenbezogene Artikel:
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Zusammenfassung
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Inhalt
1. Saturated
2. Saturated Beyond
3. I'm Going In
4. From Birth To Mortician
5. ....And Back
6. The Constant Pitch And Sway
7. Return To Picacho Peak
8. Pitch And Sway Again
9. Moon River
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