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Quintessenz: UNUNDEUX (Label)

Fünf Fragen an ...


Quintessenz: UNUNDEUX (Label)
Kategorie: Spezial
Wörter: 1234
Erstellt: 12.02.2013
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CHRISTOF KATHER, der "UNUNDEUX-Vorsitzende und Beauftragte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit", gab NONPOP dieses Interview.

UNUNDEUX existiert seit Anfang 2009. Was hat Euch neben der Idee eines eigenen Labels für die eigene Band bewogen, dies zu tun? Oder anders gefragt: Liegt dem Ganzen eine besondere Idee zu Grunde, oder wolltet Ihr mit Euren Veröffentlichungen nur die Musiklandschaft 'verschönern'?

Christof: Dass UNUNDEUX zu allererst ein Label nur für JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE sein sollte, ist richtig. Der vorrangige Grund, das Label zu gründen, war die Veröffentlichungswut ebendieser, unserer Band. Die Labels, auf denen wir vorher waren, konnten unseren Stoff nicht so schnell hintereinander veröffentlichen, wie dieser entstand, da sie ja Rücksicht nehmen mussten auf ihre anderen Bands. Bis dann JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE wieder an der Reihe waren, hatten wir meist schon wieder zwei EPs und eine Split in der Schublade. Was aber fertig ist, muss raus! Also war die Gründung eines eigenen Labels irgendwann die einzige Option. Die Hamburger Band EISENVATER haben wir deswegen von Anfang an mit ins Boot geholt, weil wir die immer schon gut fanden und kurz vor der Gründung von UNUNDEUX eine Split mit ihnen gemacht hatten, die noch über POWER IT UP erschienen war. Nachdem wir JAKA dann 2011 aufgelöst hatten, stießen nach und nach noch andere Bands zu UNUNDEUX.

Ihr bevorzugt, wenn man den Katalog des Labels durchstöbert, die doch eher randständigen und ausgesprochen harten Gangarten des Grind-, Crust-, Metal- und/ oder Death-Cores, denen einige Musikfreunde, respektive Metallfans eher zurückhaltend, wenn nicht gar ablehnend gegenüberstehen. Warum?

Christof
: Mit einigen dieser Bands hatten wir als JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE zusammen Konzerte gespielt. Andere haben wir durch ihre Beiträge für das "A Tribute to JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE"-Album kennen gelernt. Es sind also vor allem irgendwo Freunde und Bekannte oder entfernte Seelenverwandte, die über uns veröffentlichen. Dass wir keine unbedingt mainstreamtauglichen Bands dabei haben, liegt daran, dass auch JAKA zu ihrer aktiven Zeit eher Nerds und Spinner angesprochen haben. Sag ich mal.

Am Tribut-Album für JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE ist deutlich ablesbar, dass gerade diese Band, die ja nicht nur für die Labelgründung verantwortlich, sondern sicher auch dessen Zugpferd war, ein Alleinstellungsmerkmal Eures Labels bezeichnet. Wie lebt es sich nun ohne sie – waren sie ja auch für Dich ein, sagen wir, Bestandteil Deines früheren Lebens?

Christof: Leider sind JAKA noch immer das Zugpferd! Alle Versuche, die Band im Nachhinein zu demolieren und unmöglich zu machen, sind gescheitert, bzw. haben sogar genau das Gegenteil bewirkt! Durch den Ausverkauf der einstigen JAKA-Ideale, auch wenn diese uns eher angedichtet worden waren von Leuten, die aus den Songtexten eine sozialkritische oder antikapitalistische Haltung herauslasen, hat die Band einen inzwischen noch größeren Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad erreicht als zu ihren Lebzeiten. Zum Beispiel haben wir nach unserer Auflösung noch eine Live-DVD, das eben genannte Tribute-Album und jede Menge Nachdrucke alter T-Shirt-Designs rausgehauen. Auch haben wir die Songtexte in Buchform herausgegeben. Und zwar nicht nur in der billigen Softcover-Variante, sondern auch als Luxus-Edition und sogar als eBook, was einem vermeintlichen Anti- Kapitalismus-Image ja doppelt widersprechen sollte. Ein befreundeter Marketingpsychologe erklärte uns kürzlich, was wir falsch gemacht hatten: Offensichtlich ist es gerade dieser übertrieben zur Schau gestellte Zerstörungswille, der eine – den meisten Menschen sympathisch erscheinende – Ehrlichkeit vorgaukelt. Die Menschen der Hypermoderne lechzten nach Echtheit, sagte er. Kein Wunder, werden sie doch auf Schritt und Tritt belogen. Von der Werbung, den Politikern, sogar von sich selber. Uns schmeichelt es natürlich, wenn die Leute gar nicht genug bekommen können von unserer, inzwischen ja schon seit zwei Jahren toten Band. Auf der anderen Seite können die beinahe täglich eintrudelnden Mails, in denen wir aufgefordert werden, die Band wieder zu beleben, auch nerven. Wir sind nämlich ganz froh, nicht mehr tagelang in viel zu kleinen Europcar-Bussen unterwegs sein zu müssen. Einige von uns haben inzwischen Familie. Wir wollen endlich unsere Ruhe haben und nur noch von zuhause aus über UNUNDEUX Unruhe stiften. An dem, was uns der Marketingpsychologe erklärte, scheint übrigens wirklich etwas dran zu sein. Wir haben das sofort getestet, indem wir die UNUNDEUX-Newsletter-Abonnenten dazu aufriefen, uns politisch inkorrekte Vierzeiler zu schicken, die wir dann auch veröffentlicht haben. Die eingeschickten Gedichte reichten von geistreich und witzig über intelligent aber alarmierend bis hin zu einfach nur dumm und unerträglich. Uns selbst war richtig schlecht nach deren Lektüre. Und sicher hätten wir, wenn wir nicht selber UNUNDEUX, sondern Abonnenten unseres Newsletters gewesen wären, diesen sofort abbestellt. Zu einigen Kündigungen kam es auch. Aber zu noch mehr Neuanmeldungen!

Was habt Ihr für die Zukunft geplant?

Christof: Was UNUNDEUX angeht, lassen wir alles einfach laufen. Meiner Meinung nach ist das die einzig vernünftige Herangehensweise. Man kann in Anbetracht der zahlreichen Neuerscheinungen, die täglich auf einen einprasseln, ja froh sein, wenn man überhaupt noch wahrgenommen wird. Sowohl als Band als auch als Label! Den Bands, die bei uns veröffentlichen wollen, und die übrigens alles, also Produktion, Vervielfältigung, Promotion, selbst bezahlen müssen, sagen wir das auch. Sie bekommen zwar auch den allergrößten Teil der Einnahmen – einen kleinen Teil müssen wir behalten, um z.B. unseren Webprogrammierer und Steuerberater bezahlen zu können –, wir machen aber eben kein Geheimnis daraus, dass es im Downloadzeitalter schwierig ist, mit Musik wirklich noch Geld zu verdienen. Weshalb wir als Label das Risiko, Geld in eine Band zu investieren, auch dann nicht tragen könnten, wenn wir Geld hätten. Was wir den Bands bieten können, ist allem voran eine gute Vertriebsanbindung, die dafür sorgt, dass ihre Werke auch in den Zeitschriften und Läden auftauchen. Das heißt, dass wir als Label durchaus all das anbieten, was andere Labels auch anbieten. Nur müssen 'unsere' Bands das finanzielle Risiko eben selbst tragen. Dafür haben sie die Chance, mehr als die üblichen 10-15% zu bekommen, die sie bei anderen Labels bekämen. Außerdem gibt es bei uns keine Knebelverträge. Es gibt nämlich gar keine Verträge ... Bin ich jetzt etwas abgeschweift? Sorry, ist ‘ne Macke von mir. Was wir für die Zukunft planen, kann ich Dir also nicht verraten. Die Zukunft ist nicht mehr planbar heutzutage. Was wir uns für die Zukunft erhoffen, ist, dass die Menschen wieder vernünftig werden und sich Tonträger und Bücher zum Anfassen zulegen, bzw. den leichter zu handhabenden und schneller weg zu skippenden Digitalformaten vorziehen. Ansonsten können sie den Planeten ja direkt ihren sinnlosen Maschinen überlassen.

Was sollten unsere Leser/ Hörer noch unbedingt über UNUNDEUX wissen?

Christof: Wir sind nicht bei Facebook oder Twitter oder sonst irgendwo. Wir sind unser eigenes asoziales Netzwerk. Und wer einmal in unseren Newsletterverteiler gerät, sei es vorsätzlich oder unverschuldet, kann sich auf extreme Belästigung gefasst machen! Ansonsten sind wir ziemlich entspannt, kochen gerne und trinken auch schon mal ein Bier oder zwei.




LABELINFOS

Das Label UNUNDEUX wurde 2009 von MARTIN FREUND, MARKUS MARIA HOFF und CHRISTOF KATHER, die alle drei Musiker der inzwischen aufgelösten Band JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE waren, gegründet. Obwohl es sich um ein Non-Profit- Unternehmen handelt, werden UNUNDEUX-Produkte in Europa von CARGO RECORDS und SEASONS OF MIST vertrieben. Bis dato sind über UNUNDEUX 16 Veröffentlichungen erschienen. Für Vinylversionen arbeiten UNUNDEUX mit diversen befreundeten Labels, wie z.B. BASTARDIZED, PHANTOM RECORDS, BEAU TRAVAILLE oder WE DELIVER THE GUTS, zusammen.


 
awk für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Label-Homepage


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