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Michael We.

LAKOBEIL – aus der Zeit gefallen ...

Die Elektroniker im Interview


LAKOBEIL – aus der Zeit gefallen ...
Kategorie: Spezial
Wörter: 1568
Erstellt: 01.05.2013
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Wer Musik von LAKOBEIL hört, weiß, in welchem Jahrzehnt das Duo sozialisiert wurde. DIRK LAKOMY und TOBIAS BIRKENBEIL veröffentlichen Synthiepop, der auch in den 1980er-Jahren hätte entstehen können, passen insofern gut in das Umfeld der vielen Rereleases aus diesem Jahrzehnt. Spätestens mit der aktuellen, sehr modern produzierten EP "Time Stands Still" (Besprechung) kratzen sie aber auch an der Jetztzeit. Auf eine sehr charmante Art und Weise 'retro' sind auch die selbst produzierten Videos, bis hin zur bewusst pixeligen Aufnahme im heimischen Waschkeller.
Beide kennen sich schon lange und haben bereits zusammengearbeitet, als DIRK noch Teil der inzwischen aufgelösten IN MY ROSARY war. Ihr offizielles Debüt unter neuem Namen erschien mit "Strange Encounters" (auf ECHOZONE, Besprechung) im Jahr 2011. Einige prominente Gäste und viele Songs später weist die Diskografie inzwischen beachtliche vier Veröffentlichungen auf. Im Interview stellen wir LAKOBEIL nun ausführlicher vor …


"Push It To The MAX" - November 2011, im Waschkeller


Hallo DIRK, hallo TOBIAS! DIRK kennen sicher viele von IN MY ROSARY. Welchen musikalischen Hintergrund hat TOBIAS?

T: Zunächst einmal komme ich aus der klassischen Ecke, da ich Cello und Cembalo gelernt habe. Ende der 80er-Jahre habe ich dann die elektronische Musik für mich entdeckt, kaufte meine ersten Synthesizer und veröffentlichte 1993 bei MACHINERY RECORDS in Berlin meine erste eigene CD unter dem Projektnamen DNS. Das Album hieß "Bombs & Clouds". Anschließend folgten Remix-Aufträge für andere Bands und ein weiteres, diesmal instrumentales Musikprojekt mit dem Titel CYTRON ("Nuclear Trance"). Eine sehr schöne Arbeit ergab sich vor einigen Jahren für das Fernsehprogramm des SÜDWESTRUNDFUNKS, für das ich Filmmusik für Naturdokumentationen komponierte und einspielte.

DIRK, willst Du was zum Ende von IN MY ROSARY sagen, nach so vielen Jahren? Ich gehe einfach mal von einem Ende aus, weil es mit I-M-R eine Nachfolgeband und eben LAKOBEIL gibt ...

D: IN MY ROSARY ist Schnee von gestern. Das geschnürte Korsett wurde mir zu eng, das ursprüngliche Konzept war entfremdet. IN MY ROSARY war immer ein Projekt, nie eine Band, geschweige denn eine Live-Band. Die unterschiedlichen Sichtweisen führten zum Bruch, und das war auch gut so. Für mich persönlich war das wie eine Befreiung, die bei mir eine Flut von neuen Ideen auslöste.
LAKOBEIL ist übrigens keine Nachfolgeband von IN MY ROSARY. Uns gib es schon seit circa 2002, da ich mich auch schon damals musikalisch anderweitig austoben wollte und mit TOBIAS einen unglaublich vielseitigen, kreativen und kooperativen Partner gefunden hatte.

Wie ist Eure Arbeitsteilung bei LAKOBEIL?

D: Ich hatte es ja nun schon mit einigen anderen Musikern zu tun und kann behaupten, dass die Zusammenarbeit mit TOBIAS wirklich komplett Hand in Hand geht. Wir machen eigentlich alles zusammen. Oft habe ich eine musikalische Idee, nehme ein kleines Demo auf und gebe es TOBIAS. Er versteht genau, um was es geht, und wir erarbeiten dann völlig unproblematisch und sehr fließend ein neues Stück.
Da wir ja Nachbarn sind, wandern die musikalischen Daten dann ständig hin und her, und wir tauschen uns so lange aus, bis wir beide zufrieden sind. Dann geht es an die endgültige Abmischung, die wir bei TOBIAS machen, da er das wesentlich bessere Equipment hat.


"Days In Oblivion" - März 2012, in HD


Ihr macht, wie einige Rezensenten auch anmerkten, tanzbaren Wave oder Synthiepop der alten Schule. Viele Eurer Songs hätten so auch in den 1980er-Jahren veröffentlicht werden können. Ist das Absicht, oder hat sich das beim Einspielen so ergeben, dieser Sound?

D: Das ist natürlich Absicht, und uns ist auch durchaus klar, dass man gerade mit einigen dieser Sounds nicht wirklich im Trend liegt. Das ist uns aber vollkommen egal, da die Intention von LAKOBEIL, nämlich Musik machen zu wollen, auf die wir selber gerne tanzen würden, eben diesen Stil prägt. Die aktuelle Musik speziell im Independent-Bereich sagt uns nicht zu, beziehungsweise ist uns teilweise zu langweilig und größtenteils doch recht unmelodiös und ideenlos. Sicherlich schöpfen wir aus den reichlichen Erfahrungen, die wir speziell aus den 80ern mitgebracht haben, aber ich wüsste nicht, warum das schlecht sein sollte, zumal wir ja Altes und Modernes verschmelzen lassen. Ist halt Geschmackssache. Hauptsache, TOBIAS und ich haben Spaß an der Sache, der Rest ist eher nur Glücks- oder Geldsache.

Was verbindet Euch mit dieser Zeit, die durch die vielen Revivals der vergangenen Jahre ja fast schon wieder nervt?

D: Die vielen Revivals stören mich nicht. Was wirklich nervt, sind diese bescheuerten Castingshows. Wenn ich mal vergesse, umzuschalten, und mir dann das grauenvolle Gewimmere von kostümierten Witzfiguren anhören muss, bin ich kurz davor, die Axt aus dem Schrank zu holen. Aber zurück zur Frage: Meine musikalischen Wurzeln liegen nun mal in den 80ern. Ich habe da in diversen Punkbands gespielt und war wirklich in einer allumfassenden Musikwelt zu Hause. Damals war Musik eine wertvolle Ware, man denke nur an die wundervolle Schallplatte, heute hingegen ist sie nur noch ein schnell konsumiertes Wegwerfprodukt. Die 80er sind meine kreative Wiege, und so wird es für mich auch immer bleiben.

T: Auch meine musikalischen Wurzeln liegen in den 80ern. In dieser Zeit gab es viele spannende Strömungen und deutlich wildere und experimentellere Sachen als heute. Auch das Publikum war offener für neue Musik und lechzte schier nach den Neuerscheinungen der Bands. Ich glaube nicht, dass eine Band wie beispielsweise EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN heute noch in dem Maße Anklang finden würde, wie es damals der Fall war.

Die Frage für Technikfreaks: Welches Equipment habt Ihr zur Verfügung, und unter welchen Umständen produziert Ihr?

T: Auch wenn es als Fan der alten Synthesizer fast weh tut: Wir arbeiten rein softwarebasiert mit STEINBERG CUBASE 4 und verwenden dabei zahlreiche VST-Emulationen der großen Klassiker (PPG WAVE 2.3, PROPHET 5, MINIMOOG, JUPITER-8). Die große Flexibilität, die man mit diesen Software-Produktionsumgebungen gewinnt, überwiegt für mich persönlich gegenüber den Abstrichen beim etwas 'frickeligen' Handling mit Maus und Tastatur. Alleine für das 'Total Recall' eines kompletten Mixes hätte ich vor Jahren noch mein letztes Hemd gegeben.

Ihr habt schon zweimal mit prominenten Stimmen gearbeitet, ANDI SEX GANG und MATTHEW NORTH. Wonach sucht Ihr Gaststimmen aus, und wie kommt Ihr in Kontakt?

D: Als alter Fan der SEX GANG CHILDREN erwähnte ich bei einer Bandbesprechung eher beiläufig, dass ich es für genial hielte, wenn so eine einzigartige Stimme wie die von ANDI SEX GANG unser Intro sprechen / singen würde. NORANEKO, unsere Managerin, wurde sofort hellhörig und sagte lediglich: "Lasst mich mal machen". Und tatsächlich, wie man hören kann, hat es geklappt, eine große Ehre für uns.
Ähnlich verhielt es sich bei MATTHEW. Der Kontakt war schnell hergestellt, und nachdem er uns seinen Sprechgesang und sein grandioses Solo eingespielt hatte, war eine weitere sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit einem Gastmusiker erfolgreich abgeschlossen.


"Drowning Lullaby" (mit MATTHEW NORTH) - September 2012, im Himmel


Wenn Ihr Euch eine Stimme wünschen dürftet – welche wäre das?

D: Es wäre VINCENT PRICE gewesen. Gerne aber auch CHRISTOPHER LEE. Kannst Du mir da vielleicht einen Kontakt vermitteln?

T: ADRIAN SMITH von CLICK CLICK. Leider hat er unsere Anfragen bis dato mehrfach ignoriert.

Die ersten Artikel über Euch waren sehr positiv, Ihr habt in rascher folge drei Formate veröffentlicht und mit der jüngsten Download-Single "Drowning Lullaby" (feat. MATTHEW NORTH) durchaus Hit-Potential. Außerdem seid Ihr bei einem renommierten Label unter Vertrag. Wie seht Ihr Eure Zukunft?

T: Aktuell arbeiten wir an zwei weiteren EPs, die im Laufe dieses Jahres erscheinen werden. Ferner wird es Ende des Jahres und Anfang 2014 zwei Bonbons geben: Wir werden unseren Backkatalog veröffentlichen, der inhaltlich sicherlich manche überraschen wird. Ansonsten haben wir unter einem Käuferpseudonym die von PHILIPPE STARCK für STEVE JOBBS entworfene Luxusyacht "Venus" erworben, Angebissene Äpfel- durch Bananen-Symbole ersetzt und werden uns damit bald in die Bahamas absetzen.

Wird es Euch live auf der Bühne geben?

D: Eine oft gestellte Frage und hierzu eine ehrliche Antwort: möglicherweise.

Auf Eurem YOUTUBE-Kanal stehen eine Reihe von Videos bereit. Zum Teil höchst professionell ("Days Of Oblivion"), zum Teil offenbar bewusst 'punkig' und selbstgemacht ("Push It To The MAX"). Wer ist für die Optik bei LAKOBEIL verantwortlich, und was erwartet uns da noch?


D: Das bin hauptsächlich ich. Die optische Darstellung all meiner Projekte war und ist mir ein sehr wichtiges Anliegen. Unsere selbstgemachten Videos sind bewusst 'punkig' gehalten, da mir die Machart der meisten heutigen Videos nicht wirklich gefällt.
Wir kommen da eher aus der künstlerischen, sprich surrealen, dadaistischen Ecke und sind gerne sehr selbstironisch. Ich mag Falschbelichtungen, Pixel, Farbrauschen, Verwackelungen, eigentlich alles, was man in anderen Kreisen als Fehler bezeichnen würde. Unsere Videos sollen sich inhaltlich und optisch von anderen unterscheiden. Sie sollen entweder eine kleine Geschichte erzählen oder einfach nur merkwürdig beziehungsweise anregend sein. In jedem Fall sollten sie unterhalten.
Ich bin jedenfalls sehr experimentierfreudig und werde das auch zukünftig bleiben. Da kann ich selbst noch nicht sagen, auf was für verrückte, lustige, blöde oder langweilige Ideen wir da noch kommen werden.

TOBIAS, DIRK, danke für das Interview!



LAKOBEIL (mit Sängerin
)


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» LAKOBEIL @ Facebook
» YOUTUBE-Kanal von LAKOBEIL
» LAKOBEIL @ Myspace
» Videointerview mit LAKOBEIL

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