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Endsal

KAMMARHEIT: The Nest

Auf der Schwelle zur Transzendenz


KAMMARHEIT: The Nest
Genre: Dark Ambient
Verlag: Cyclic Law
Erscheinungsdatum:
1. August 2015
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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KAMMARHEIT muss dem regelmäßigeren Besucher dieser Seite wohl kaum erst ausführlich vorgestellt werden, handelt es sich bei dem Ein-Mann-Projekt des Schweden PÄR BOSTRÖM doch seit mittlerweile 15 Jahren um eine feste Bezugsgröße auf dem ansonsten ziemlich weiten Feld des Dark Ambient. Mit der Katalognummer 3rd Cycle gehört das Debütalbum "Asleep And Well Hidden" jedenfalls zur grundlegenden Ursuppe des kanadischen Labels CYCLIC LAW, ja selbst im 2nd Cycle, der legendären Compilation "Nord Ambient Alliance", mischte KAMMARHEIT bereits neben NORTHAUNT, SVARTSINN, PREDOMINANCE und den weniger bekannten INSTINCTS mit. Insbesondere für die skandinavische Spielart des Genres kann dem Mann aus Umeå mittlerweile also durchaus eine stilprägende Rolle zugesprochen werden, was umso erstaunlicher ist, als KAMMARHEIT "nur" eine höchst übersichtliche Discographie vorzuweisen hat, bestehend aus lediglich drei regulären Alben (inklusive dem vorliegenden) sowie einem Split-Album mit PHELIOS. Gewissermaßen als flankierende Maßnahme wurde dem dergestalt spartanischen Backkatalog im April dieses Jahres, wiederum seitens CYCLIC LAW, noch eine voluminöse, sechs CDs umfassende Zusammenschau des bislang nicht oder lediglich in Kleinstauflage als CD-R veröffentlichten Frühwerkes unter dem Titel "Unearthed 2000-2002" hinzugefügt. Trotzdem, oder besser: gerade deshalb zählt KAMMARHEIT inzwischen zu den wirklich großen Namen des Genres, denn von Anfang an stand BOSTRÖMs Musik für das entschiedene Primat von Qualität vor Quantität; das hörte man seiner Arbeit immer an, und in dieser Hinsicht bildet auch das aktuelle Album, für dessen Erscheinen das geneigte Publikum sich immerhin  ein schlappes Jahrzehnt in Geduld üben musste, keine Ausnahme.

"The Nest" schließt in puncto Sound nahtlos an die beiden Vorgängeralben an, wieder haben wir es also mit ebenso weiten wie tiefen, dezidiert atmosphärischen Soundscapes zu tun, die sich durch ihre spezifisch skandinavische Frostigkeit und die charakteristische, ja, man muss es so gestelzt formulieren: Erdenthobenheit, oder besser: Enterdung auszeichnen – anders gesprochen: Die Musik von KAMMARHEIT bewegte sich – wenigstens für das Empfinden des Verfassers – schon immer im Vorzimmer der Transzendenz, mit "The Nest" steht man nun gewissermaßen direkt auf der Schwelle. Wenig Sinn scheint es zu ergeben, sich im Rahmen einer Besprechung Stück für Stück an einzelnen Titeln abzuarbeiten, sind diese doch derart harmonisch-fließend ineinander verfugt, dass es beinahe einem Gewaltakt gleichkäme, sie aus jenem organischen Ganzen herauszulösen, das sie zusammen konstituieren. "The Nest" nimmt den Hörer mit auf eine Reise jenseits der Bilder, hinter die Spiegel, erzählt eine Geschichte jenseits des Sagbaren und flutet die Strukturen des diskursiven Bewusstseins mit statischen Wellen.

Insgesamt gesehen hat BOSTRÖM seinen Stil noch feiner destilliert, konzentriert und auf das absolut Substanzielle reduziert: Nun war Verspieltheit zwar noch nie ein Attribut, dass man mit KAMMARHEIT in Verbindung gebracht hätte, doch verzichtet "The Nest" mit einer Konsequenz aufs Ornamentale, die das 2005er-Opus vergleichsweise schnörkelig erscheinen lässt. Der emotionale Grundton, den das Album anschlägt, ist düsterer und melancholischer als bei "The Starwheel", doch gilt hinsichtlich dieser Melancholie dasselbe, was hinsichtlich der oben erwähnten Frostigkeit bereits angedeutet wurde: Sie ist sehr speziell, nämlich in erster Linie kontemplativ – ebenso wie die evozierte Frostigkeit eine solche leise fallender Schneeflocken und nicht die knackender, splitternder Eisschollen ist, quasi eine sanft abgefederte, klärende und zutiefst beruhigende Kälte, so eignet der generierten Melancholie primär ein sammelnder, reinigender, zentrierender Charakter, vergleichbar etwa einem Herbstspaziergang über abgeerntete, von Regenwolken überzogene Felder. Stärker in den Vordergrund gerückt ist überdies der rituelle, um nicht zu sagen: sakrale Aspekt, was freilich damit zusammenhängen mag, dass noch mehr Tiefe mitschwingt als auf den Vorgängeralben – dies in jedem möglichen Sinne des Wortes verstanden. Man denkt an Höhlen und Grotten, an düstere Krypten und nachtschwarze Abgründe, wenn man diese Musik hört. Doch eignet den von KAMMARHEIT eröffneten Abgründen jenes Schicksalhafte, das der Seele, um es mit allem zu Gebote stehendem Pathos zu formulieren: schwarzsamtene Ruhe schenkt. – Und das dürfte wohl gemeint sein, wenn der Promotext von PÄR BORSTRÖMs "typical atmospheres that are both apocalyptic in vision and soothing to the soul" spricht.

"The Nest" ist das ruhigste KAMMARHEIT-Album bislang, inhaltlich und formal hochkonzentriert sowie in den Ausdrucksmitteln auf das Elementare zusammengedampft. Der Rezensent für seinen Teil deutet es in erster Linie als einen – ausgesprochen gelungenen – Versuch, das Moment absoluter Ruhe mit Mitteln der, wenn auch stark reduzierten, Bewegung – Klang ist letztlich ja nichts anderes – auszudrücken. Doch es mache sich jeder Hörer seinen ganz eigenen Reim. In pragmatischer Hinsicht bleibt der Vollständigkeit halber hinzuzufügen, dass "The Nest" auch als Funktionsmusik – also zu Zwecken des Einschlafens bzw. zur Untermalung rezeptiver oder kreativer Tätigkeiten – hervorragende Dienste tut. Tatsächlich waren BORSTRÖMs erste musikalische Aktivitäten, wie seiner Homepage zu entnehmen, "created as a sleeping aid for Pär's then incessant insomnia" – diese segensreiche Wirkung vermag auch das vorliegende Album noch sehr zuverlässig zu entfalten, ohne dass dieser Umstand seiner außergewöhnlichen Klasse irgendeinen Abbruch täte.

Kurzum: Vollumfänglich gelungene Veröffentlichung, die die stattliche Wartezeit von zehn Jahren beinahe vergessen macht. Aber nur beinahe: Gerade, weil sich die vorliegende CD so wohltuend aus der Masse heraushebt, würde man sich wirklich, wirklich, wirklich wünschen, schon vor dem Jahre 2025 den Nachfolger von "The Nest" besprechen zu dürfen. Im Bereich Dark Ambient gibt "The Nest" jedenfalls jetzt schon einen der vielversprechendsten Anwärter auf den Titel "Album des Jahres 2015" ab.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» KAMMARHEIT-Homepage
» KAMMARHEIT @ facebook
» KAMMARHEIT @ SoundCloud
» KAMMARHEIT @ discogs
» CYCLIC LAW-Homepage
» "The Nest" @ CYCLIC LAW


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Zusammenfassung
Gelungenes Quasi-Comeback eines der wirklich Großen auf dem Dark Ambient-Sektor: In Form, Inhalt und Ausdruck noch reduzierter & konzentrierter als die Vorgänger, überzeugt "The Nest" durch Tiefe & Bildmächtigkeit, vor allem aber durch seine sammelnde, kontemplative Kraft.

Inhalt
01: Borgafjäll (2:36)
02: Unsealed (6:25)
03: Lower Halls (6:20)
04: The Howl (2:51)
05: Sphaerula (5:48)
06: Hypogaeum (5:49)
07: The Nest (5:50)
08: Sung In Secret (5:31)
09: Aeon (5:55)
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