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awk

JOHN LEMKE: People Do


JOHN LEMKE: People Do
Genre: Surreal
Verlag: Denovali
Erscheinungsdatum:
19. Juli 2013
Medium: CD / LP
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Momentan in Glasgow lebend arbeitet der in seinem Berufsleben als Komponist für Dokumentarfilme tätige JOHN LEMKE an der musikalischen Umsetzung sowohl dieser Filme als auch für das Theater. Nun unternahm er den Versuch, die Musik, die das Gezeigte meist nur unterstützen, sich unter die Bilder legen soll, mit Rhythmik zu verbinden, um die Eigenständigkeit seiner Kompositionen herauszustellen, als quasi Beweis für die Selbstständigkeit dieser – was zwar nicht von Nöten war, uns damit aber ein Album beschert, dessen Musik nun keine Bilder mehr untermalt, sondern von sich aus erzeugt. "People Do" ist also gewissermaßen selbst als Film zu verstehen. So wird es sicher auch nicht verwundern, dass LEMKE eigens aufgenommene Feldaufnahmen verwendete, oder das so genannte "Worldizing" praktizierte, also bereits Aufgenommenes erneut in den Raum spielte und aufnahm, um den Charakter des Ursprungssounds zu verändern. Mit jedem Titel tauchen nun die Bilder auf, die in Bewegung geraten und, hört man das gesamte Album von vorn bis hinten durch, gewissermaßen als Film ablaufen.

Mit einem Lo-Fi verrauschten Synthesizer, einer recht verhallten Space-Gitarre und einem Schlagzeug beginnt der erste Titel: "End of Endless". Dann kommt auch schon die Rhythmik ins Spiel und eine bzw. gleich mehrere Melodielinien, die mal von der Gitarre mal vom Synthesizer, und von einem Bass unterstützt, gespielt werden. In Titel zwei, "Shatterbox", glaubt man immer wieder eine Straßenbahn, die um eine Kurve quietscht, zu hören. Dazu kommt dann noch ein Saxophon, das bis vor einigen Jahren als musikalisches No-Go galt, weil es in den 1980er Jahren wie dieser allseits bekannte Yamaha-Synthesizer derart überall gleichzeitig zu hören war, dass es einem schon aus den Ohren hing, hier jedoch irgendwie frisch und unverbraucht klingt. In Titel drei, "The Air Between", blendet sich ein Rhythmus ein, der kurz abbricht, dann wieder einsetzt. Dazu spielt ein präpariertes Klavier. Man kann seine Saiten hören. Die werden als Harfe verwendet. In etwa der Mitte des Titels bricht alles ab und beginnt erneut, wobei das Klavier einzelne Akkorde oder nur einzelne Töne anschlägt. Mit ein paar in schneller Abfolge gespielten Klaviertönen klingt dieser Titel auch aus. Doch das Klavier bleibt. Titel vier: „Dorothea I“ wird davon getragen. Es spielt langsam eine Akkordabfolge, darunter liegt eine Fläche. Titel fünf, "Ivory Nights", macht dann gedämpft weiter. Doch nach etwa zwei Minuten baut sich das Ganze auf, wird lauter und mündet in eine Mischung aus Instrument und Chorgesang. Dann bricht der Titel aber auch schon wieder ab. Daraufhin folgt wieder Rhythmik, Klavier, flächige Sounds und am Ende dann eine Bratsche. Mit "Illuminations", dem sechsten, folgt dann der wohl rhythmisch eingängigste, etwas an BRANDT BRAUER FRICK erinnernde Titel. Und dieser hat das Zeug dazu, es auf sämtliche Tanzflächen zu schaffen, welche von Leuten erschüttert werden, die sich zu unkonventioneller und trotzdem tanzbarer Musik mit Freude bewegen …  

Unterm Strich ist JOHN LEMKEs erster Longplayer sehr rhythmisch, brüchig und dennoch flächig getragen. Etwas verstaubt klingende Instrumente und dazu die leicht verrauschten Geräusche, geben dem Ganzen eine interessante Raumtiefe. Das ist irgendwie unmodern modern, doch immer ausgesprochen spannend.


 
awk für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» JOHN LEMKE auf myspace
» Label-Homepage


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Zusammenfassung
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Inhalt
1. End Of Endless 4:51
2. Shatterbox 4:33
3. The Air Between 5:11
4. Dorothea I 2:08
5. Ivory Nights 7:02
6. Illuminations 5:40
7. Nolands 3:24
8. Dorothea II 3:04
9. When We Could 6:00
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