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Tony F.

JARL/ENVENOMIST: Tunguska Event


JARL/ENVENOMIST: Tunguska Event
Genre: Ambient
Verlag: Zoharum


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Das Tunguska-Ereignis ist ein weit bekanntes Phänomen, das allerdings bis heute ungeklärt geblieben ist. Tatsächlich gab es im Jahr 1908 in Sibirien eine Explosion, die riesige Waldflächen in Mitleidenschaft gezogen hat, was auch noch etliche Jahre später zu sehen war. Da es sich um ein so gut wie nicht besiedeltes Gebiet handelte, gab es nur wenige direkte Augenzeugen, obwohl das Phänomen auch hunderte Kilometer entfernt noch wahrgenommen wurde. Heutige technische Möglichkeiten einer Erfassung von einem Phänomen wie diesem, gab es natürlich noch nicht. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich seit damals an Erklärungen gewagt, ohne dass sich bisher eine feste Deutung etablieren konnte. Die Explosion eines Meteoriten in der Atmosphäre oder eine große Gasexplosion wurden als Ursachen ins Spiel gebracht aber nie einwandfrei bestätigt. Aufgrund der fehlenden Erklärungen schossen irgendwann natürlich auch Spekulationen ins Kraut, es habe sich hierbei um einen UFO-Absturz gehandelt bzw. geheime Experimente hätten das Phänomen ausgelöst. Somit ist das Tunguska-Ereignis heute auch jedem Fan von ERICH VON DÄNIKEN bis hin zu Mystery-Serien wie AKTE X bekannt; d.h. es handelt sich mittlerweile um ein Stück Popkultur, das auch schon andernorts in der Musik verarbeitet wurde. 

ERIK JARL, der schon öfter mit SKIN AREA kollaborierte und Teil von IRM ist, sowie DAVID REED (ENVENOMIST) haben sich nun zu einer europäischen/amerikanischen Zusammenarbeit entschlossen, um das Ereignis für sich musikalisch zu verwerten. Herausgekommen ist eine instrumentale Ambient-Platte, die das Unerklärliche, Fremde – vielleicht auch Kosmische – an dem Ereignis aufnimmt und in seltsame, abstrakte Klanglandschaften verwandelt. Teils scharfkantige, atonale Drones, ein ab und zu wie Herzschläge oder düstere Echolote klingendes Pochen und pulsierende, wirbelnde Elektrosounds lassen eine unwirkliche Atmosphäre vor den Augen erstehen, die wie eine musikalische Beschreibung des Ereignisses und des Nachglühens der Explosion in der sibirischen Sommernacht wirkt. Da auf organische Klänge und melodische bzw. konventionelle Arrangements vollends verzichtet wird, konzentriert man sich auf die Sichtweise, dass es sich um ein Phänomen handelt, das von Kräften ausging, die nicht im normalen menschlichen Rahmen liegen bzw. denen gegenüber der Mensch nur staunend und unverständig agieren kann. Dabei versteht man es über die Laufzeit hinweg, eine gewisse Dynamik und auch Druck zu erzeugen, gerade wenn das drängende Pochen zur Mitte des Albums hin auftaucht. Einer bestimmten Erklärung wenden sich die beiden musikalisch oder durch die Titel der Stücke erkennbar allerdings auch nicht zu, obwohl das Cover-Artwork die Meteoriten-Theorie betont. Insgesamt betrachtet eine solide und runde Sache.   

 
Tony F. für nonpop.de



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