Sit by my side, Come as close as the air Share in a memory of grey And wander in my words And dream about the pictures that I play Of Changes
aus "Changes" (PHIL OCHS)
Der Gedanke kommt mir zu Beginn einer jeden IN GOWAN RING-Besprechung: Manchmal beneide ich B'EE um seinen Lebenswandel. Frei wie ein Schmetterling durch die Lande zu flattern, sich niederzulassen wo es einem gefällt, vom Bau selbstgemachter und -erdachter Instrumente zu leben und nebenbei noch schöne Musik zu machen - das hat was. (Zumindest phasenweise, wenn der ganze Smartphone- und Termin-Alltag wieder überhand nimmt, würde ich gerne tauschen.) Genau so klingen auch die Lieder von B'EE und seiner Band IN GOWAN RING, finde ich: frei, luftig, sehr naturnah, melancholisch und immer ein wenig abgehoben und verschwurbelt. Letztere Vokabel trifft auch auf die Newsletter zu, die B'EE in unregelmäßigen Abständen verschickt. Dem jüngsten konnte ich aber klar und deutlich entnehmen, dass es eine neue IN GOWAN RING-Veröffentlichung gibt. Obwohl es bis 2015 vor der Rückkehr mit "The Serpent And The Dove" (Besprechung) für einige Jahre sogar so aussah, als ob das Projekt dauerhaft auf Eis gelegt wäre.
Ganz neu ist das Album streng genommen nicht: "Visions Of Shadows That Shine" ging als selbstgebrannte Bonus-CD vor gut einem Jahr an einige glückliche Besteller von Spezialausgaben des "The Serpent..."-Werkes. Nun erscheint sie im August ganz regulär im IN GOWAN RING-Bandshop. Es handelt sich um eine Sammlung von Liedern, die B'EE, wie er schreibt, seit einigen Jahren begleiten. Insbesondere rund um die Aufnahmen des letzten Albums hat er in wechselnder Besetzung einige davon eingespielt, manche länger geplant im Studio, manche spontan im Wohnzimmer. Es handelt sich allerdings durchweg um Stücke, die von anderen Musikern geschrieben wurden; von Künstlern, die B'EE verehrt und bewundert. Von JERRY GARCIA (GRATEFUL DEAD) zum Beispiel, von JOHN LENNON oder dem 1976 im Alter von nur 36 Jahren verstorbenen, schwer depressiven texanischen Singer / Songwriter PHIL OCHS. Dessen Stück "Changes" rahmt das Album ein, die Lyrics sind in Versen so angelegt, dass sie sich mischen und kombinieren lassen. Und so hat B'EE sich für das erste und das letzte Lied von "Visions Of Shadows That Shine" seine persönlichen Lieblingsverse neu kombiniert und daraus ein "Musik-Mandala" gebaut, wie er es nennt.
Extrem luftiger, gitarrenbasierter Singer / Songwriter-Folk ist daraus geworden. "Changes I" (01) fließt ruhig vor sich hin, sehr melancholisch und mit teils gedoppelter Stimme von B'EE, auch ein Glöckchen darf nicht fehlen - wunderbar. Wie immer erinnert mich die Musik von IN GOWAN RING sehr an NICK DRAKE. Die traurige Flöte zur Gitarre in "The Vision Of The Face In The Well" (02) lässt die - für mich - ebenfalls typische Herbststimmung bei IGR entstehen, fallende Blätter, und die gedoppelten Vocals im Duett mit sich selbst passen sehr gut dazu. Einigen zarten Stücken in englischer Folktradition folgt der erwähnte LENNON-Song, ein Höhepunkt. "Across The Universe" (06) erhebt sich in die Lüfte und schwebt, so filigran und leicht intoniert B'EE den Klassiker. Auch "Attics Of My Life" (07) von JERRY GARCIA, im Original eher eine bluesige Country-Nummer, wird hier zum schmachtenden, verzehrenden Duett - mit Frauenstimme. "The River" (08) ist eine verwunschene Ode - mit psychedelisch leicht verhallter Stimme - an den Klang des Wassers, und "Garden Of Love" (09) wirkt besonders selbstvergessen und intensiv durch die dunklen Trommeln und die langgezogenen, weichen B'EE-Vocals. Hier setzen gegen Ende auch zum ersten Mal richtig psychedelische Effekte mit wabernden E-Gitarren ein.
Ach, die Musik von IN GOWAN RING ist so authentisch, so waldig, dass ich immer wieder in Verzückung gerate. Beim Hören der Balladen zwischen Naturbeobachtung und Philosophie überkommt mich stets eine große Ruhe und Gelassenheit. Diese Verbindung zur Natur, zur Umgebung - das bekommt kaum eine andere Band oder ein anderer Musiker hin. Selbst wenn es sich, wie in diesem Fall, um adaptierte Lieder handelt. B'EE lebt in seiner ganz eigenen Welt, und das ist gut so. Hauptsache, er lässt uns weiterhin daran teilhaben in Form von regelmäßigen Alben.
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Zusammenfassung
Ach, die Musik von IGR ist so authentisch, so waldig, dass ich immer wieder in Verzückung gerate. Beim Hören der Balladen zwischen Naturbeobachtung und Philosophie überkommt mich stets eine große Ruhe und Gelassenheit. Selbst wenn es sich, wie in diesem Fall, um adaptierte Lieder handelt.
Inhalt
01. Changes I
02. The Vision Of The Face In The Well
03. Pied Piper
04. Days And Nights
05. Blessings Of The Day
06. Across The Universe
07. Attics Of My Life
08. The River
09. Garden Of Love
10. Changes II