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IMAGINARY FORCES: Visitation


IMAGINARY FORCES: Visitation
Genre: Electro
Verlag: Fang Bomb


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Finster, industriell, wie von etwas Fremdem heimgesucht, klingen die vier Tracks des ANTHONEY J HART, der, wie schon andere, versteckt und ohne sein Gesicht in die Kameras zu halten, lieber im Hintergrund bleibt, um dort, im Verborgenen, seine Musik machen zu können. Geboren in England, lebt er in London und nimmt dort eine feste, vielleicht sogar Schlüssel-Position in der Underground-Dance-Szene ein. Wobei das Dance wohl nicht allzu ernst gemeint sein dürfte. Denn hier wummert es tief. Ja, die Arbeit an Rhythmik und Sound bewegte Mr. HART mit den Jahren immer tiefer in die freiere, abstrakte Strukturform des Elektronischen. Gerade auf dem aktuellen Album VISITATION ist das sehr gut zu hören.

Schon „Preternatural“ (01) knirscht und wummert. Die einsetzende Bass-Drum klingt wie ein einschlagendes Geschoss, wird dann aber gleich viel komplexer als nur das auf eins gesetzte Knallen. Es gesellen sich reibende Geräusche dazu. Und ein tief-gepitchtes Wehklagen, das an einen sich vor Schmerzen krümmenden Menschen erinnert. Die Bass-Drum klingt währenddessen immer mehr nach einem pulsierenden Herzen, das zwar immer wieder aussetzt, ins Stocken gerät, aber doch stets im Takt bleibt. In „Enlightenment“ (02) wird die Bass-Drum eindringlicher. Auch hier zunächst noch auf eins, beginnt sie, nach einem kurzen Aussetzer, eher arrhythmisch zu holpern. Dazu ein tief knurrender Synthesizer, dessen Fläche sich nebst Rauschen in eine leere, vor dem inneren Auge endlos aufscheinende Industriehalle verliert. Das wirkt dann wie ein elektronisch schamanischer Ritus, den es zu entschlüsseln gilt, um hinter das Reale zu treten, dahin, wo einen die Trance vollständig umfängt und vergessen macht, was war.  „Visitation“ (03) führt das dann weiter. Beginnend mit einem blutpulsenden Brummen und einer, wie bereits bei beiden Tracks vorher, auf eins gesetzten Bass-Drum, die dann, fast unmerklich, immer noch einen Schlag draufsetzt, leuchten wabernde Sounds auf, die dann, von einem zum High-Hat gemachten Rauschen begleitet, diesen Track immer noch weiter spinnen und doch stoisch bleiben lassen. Danach ist man von allem befreit und wartet auf die Dinge, die da kommen. Und das sind dann schließlich die Sätze, die dem letzten Track „A Drift“ beigefügt sind. Ein hölzernes Klopfen und rasend schnelle Hats, die ihre Geschwindigkeit bald halbieren, um sie dann jedoch wieder nur zu verdoppeln, scheint abermals endlos. Dann beginnt CHRIS PAGEs (aka CLOSED CIRCUITS) Stimme. Der lieh sie ANTHONEY J HART schon auf seinem FLITH COLUMNIST Album – beschwörend.

In den letzten Jahren veröffentlichte HART seine Alben auf dem eigenen Label SLEEP CODES. Nun schließt sich VISITATION dem 2013 veröffentlichten „Begotten“, das auf FANG BOMB erschien, an. Und FANG BOMB scheint darüber glücklich zu sein. Zu recht. Denn diese EP, die als 12“ und Download ab dem 21. März erhältlich sein wird, brummt und brutzelt irgendwo zwischen PEDER MANNERFELD und EMPTYSET. Dazu gesellen sich Passagen, die durchaus aus dem Labor eines KARL-HEINZ STOCKHAUSEN kommen könnten. Insgesamt also mehr als nur interessant – eine Heimsuchung, die Spuren hinterlassen wird, sind die letzten Töne verflogen.

 
awk für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» IMAGINARY FORCES auf soundcloud
» Label-Seite


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