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Endsal

FOSSIL AEROSOL M. P.: August 53rd

Fremdartige Sound-Kryptologie mit nostalgisch-weirdem Flair


FOSSIL AEROSOL M. P.: August 53rd
Genre: Experimental
Verlag: The Helen...
Vertrieb: The Helen...
Erscheinungsdatum:
23. Februar 2018
Medium: Vinyl-LP + Download
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Eine gewisses Maß an gesunder Skepsis ist wohl angebracht hinsichtlich der Frage, ob und inwieweit die Geschichte von FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT tatsächlich, wie auf der Homepage angegeben, bis in die frühen 1980er Jahre zurückreicht, zumal das "cryptic ensemble from the American Midwest" (so von Haus- & Hoflabel HELEN SCARSDALE AGENCY tituliert) dem 2011 erschienen Jubiläumsalbum zum vorgeblich 25-jährigen Bestehen höchstselbst den vielsagenden Titel "Decades Of Fake Resurrection" verpasste. Der historische Abriss auf der Homepage verortet die Gründung der Band jedenfalls "in the mid 1980s as a loose-knit group of artists and collectors interested in exploring and gathering the damaged remains of late 20th century popular culture". 1986 und 1989 will man zwei limitierte Tapes veröffentlicht und sich hernach erstmal wieder aufgelöst haben, bevor man 2004 wieder zusammenfand und seitdem emsig allerlei collagenhafte Veröffentlichungen unter die Leute bringt, die vom Sound her mal frappierend, mal mehr oder weniger entfernt an die Experimental-Tribal-Veteranen von ZOVIET*FRANCE erinnern, mit denen man immer mal wieder kollaboriert, am eindrucksvollsten wohl in Form der 2014 in einer Metallbox erschienenen und 2016 als CD neu aufgelegten Doppel-LP "Patina Pooling". Fakt ist jedenfalls, dass die discogs-Seite des ominösen Musikantenkollektivs die beiden reklamierten Tapes – "Simulated Mutation" von 1986 und "Looped From Memory" von 1988 – zwar in der Tat aufführt, in beiden Fällen jedoch bislang kein einziger der, in der Regel recht offensiv mit ihren umfassenden Tonträgerkollektionen prahlenden, discogs-Nutzer den Besitz für sich beansprucht hat. Beide … äh … Artefakte wurden überdies seitens ein- und demselben, auch ansonsten ausschließlich durch den Eintrag von F.A.M.P.-Veröffentlichungen in Erscheinung getretenen, Profil eingetragen. Zufall? Möglich. Nicht minder möglich allerdings, dass wir es hier mit einer originell konstruierten Erweiterung der musikalischen Aktivitätsspanne um schlappe 20 Jahre zu tun haben, die der, bandseitig gerne in Anspruch genommenen, Agenda einer quasi-kryptoarchäologischen Aufbereitung von "literal “found sounds” such as fragments of open reel 1/4” tape and 35mm film recovered from burnt out warehouses and abandoned drive-in theaters" dienstbar gemacht werden soll. Will heißen: Der raffinierte Mythos, an dem die anonymen Musikaktivisten seit Jahren so fröhlich stricken, funkelt vor dem Hintergrund einer über satte drei Dekaden – wenn auch mit Unterbrechung –  sich erstreckenden Bandhistorie freilich noch illustrer als angesichts der maximal zwölf, dreizehn Jahre, die das FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit auf dem Buckel haben dürfte.

(c) FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT

Wie auch immer: Unter dem pittoresken Titel "August 53rd" – die hier vollzogene, üppige Ausweitung des Monatsumfangs ist übrigens als Anpassung an veränderte Klimabedingungen gedacht – gibt's nun was Neues auf die Ohren, einmal mehr von HELEN SCARSDALE AGENCY im Königsformat Vinyl serviert. Wie deren Homepage vermeldet, will die Band das Album als "a prequel to the day 1982 contaminated 1971" – dem ersten, 2015 ebenfalls bei HELEN SCARSDALE erschienenen Vinyl-Release – verstanden wissen, "featuring the damaged remains of certain pop culture pleasantries in a less decomposed state than found on the previous vinyl release". Und dieser kurzen Charakterisierung gilt es ohne nennenswerte Einschränkungen beizupflichten, denn in der Tat präsentiert sich das Album erfreulicherweise um einiges entspannter, weniger sperrig und frickelig als eben jener Vorgänger, dem der Rezensent an dieser Stelle vor knapp zweieinhalb Jahren ebenfalls mit einer gewissen Zurückhaltung begegnet ist, vermisste er doch jene bestrickende, fremdartig-chillige, unverkrampfte Atmosphäre schmerzlich, die den vorangegangenen Veröffentlichungen von FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT bei aller Schrägheit und Weirdness immer solch einen eigenwilligen Charme verliehen hatte. Diesen Kritikpunkt löst "August 53rd" gepflegt in Wohlgefallen auf – wenn man dem Album auch erstmal zwei, drei oder vier Hördurchläufe einräumen sollte, bevor man sich mit einem etwas dezidierteren Urteil aus dem Fenster zu lehnen beliebt, zumal, wenn man mit der Arbeit der selbsternannten Pseudo-Musikarchäologen aus Illinois, USA, weniger vertraut ist. Was sich am Anfang – und insbesondere ohne Übung – möglicherweise noch als etwas disparate, zerfaserte Collagen aus unterschiedlichsten Sprach- und Noise-Samples, verfremdeten Akkorden, analogen Soundschnipseln sowie rumpelig-schnarrenden Hinter-, Neben- und Vordergrundgeräuschen präsentiert, gewinnt mit wachsendem Einfühlungsgrad mehr und mehr an Kohärenz, ja: Harmonie, und entfaltet die besagte, allenfalls mit diversen Releases von ZOVIET*FRANCE vergleichbare, fremdartig entspannte Atmosphäre, die für das enigmatisch schillernde Projekt so typisch sind. Labelseitig sieht man sogar eine augenzwinkernd sozialkritische Komponente ins Werk gesetzt, insofern "through the process of decoding lost melodies and dialog of the 1960s, '70s, and '80s, fossil aerosol intentionally or unintentionally deflates the vanity of consumerism while at the same time providing an archaeological view of contemporary culture". Man sieht: Es ist ein weites Feld, das hier – mit oder auch ohne Absicht – beackert wird.


Insofern sich das Album, je häufiger man es hört, zunehmend und geradezu zwingend als eine organische Einheit entpuppt, fällt es einigermaßen schwer bzw. diffundiert in deskriptive Gewaltanwendung, an dieser Stelle nun auf Kraft eine Track-für-Track-Besprechung durchzuexerzieren. Labelseitig beschreibt man das Album ebenso blumig wie pointiert als ein "inquisitive, dynamic cinema of the ear", das im Resultat "like hybrid, time-compressed mimicry of the evolution of our media-driven language" klingt. Dem ist wenig hinzuzufügen, außer vielleicht noch einmal mit Verve auf das wirklich, wirklich, wirklich ausgesprochen herzerwärmende, subtil nostalgische Flair hinzuweisen, das das gesamte Album wie ein lindes Lüftchen durchweht, und für das insbesondere die etwas reiferen Semester unter der geschätzten Leserschaft empfänglich sein dürften, insofern sie möglicherweise noch über archaische Erinnerungsfragmente aus eben jener Zeit verfügen, die das vorliegende Album qua akustischem Quellenmaterial immer wieder evoziert. Ansonsten möchte man sich indes inhaltlich weitgehend ausschweigen, denn ebenso, wie man einem Film keinen Gefallen tut, wenn man die besten Szenen bereits im Vorfeld en detail ausplaudert, so wird man wohl auch "August 53rd" entschieden gerechter, wenn man dem interessierten Leser mit Nachdruck anempfiehlt, sich selber beherzt auf das Abenteuer ein- und das Album in Ruhe auf sich wirken zu lassen – eine entsprechende Anordnung ergeht hiermit ohne Wenn und Aber. In diesem Sinne: Viel Spaß mit neuen "Songs of enhanced decay and faked resurrection"! – Und dabei ist es völlig wumpe, ob die mysteriösen Musikanten nun vor 15, 30 oder 100 Jahren angefangen haben … oder am End' gar aus der Zukunft kommen.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT-Homepage
» FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT @ bandcamp
» FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT @ facebook
» FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT @ SoundCloud
» FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT @ MixCloud
» FOSSIL AEROSOL MINING PROJECT @ discogs
» HELEN SCARSDALE AGENCY-Homepage
» HELEN SCARSDALE AGENCY @ bandcamp

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Zusammenfassung
Fulminantes Nachfolgealbum des 2015 erschienenen Vinyl-Erstlings, für den "August 53rd" jedoch als Prequel fungieren soll: Fremdartige, doch überaus entspannte Soundcollagen, die ein warmes, nostalgisches Flair atmen - Pseudo-Krypto-Musikarchäologie aus Illionois, wie man sie kennt & liebt!

Inhalt
01: July Melody #1 (4:47)
02: The Failed Resurrection Of Easy Listening (4:49)
03: V-Broadcast (Closed Circuit) 1986 (6:44)
04: Monroeville Detrius (4:03)
05: Aestas Anatis 2016 (5:40)
06: Retail Retrospect (5:04)
07: 1991 From 2015 (8:19)
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