http://www.nonpop.de/nonpop/index.php?mkey=FENNESZ-Seven-Stars&type=review&area=1&p=articles&id=2020
NONPOP - Artikel > Rezensionen > Tonträger > FENNESZ: Seven Stars



Michael We.

FENNESZ: Seven Stars

Sommer-Ambient zwischen flirrend und entspannt


FENNESZ: Seven Stars
Genre: Ambient
Verlag: Touch
Erscheinungsdatum:
Juli 2011
Medium: Vinyl 10'' + Download
Preis: ~10,00 €
Kaufen bei: Touch Labelshop


Schrift vergrößern Schrift verkleinern

Bei den zahllosen Kollaborationen und Projekten, die der Österreicher CHRISTIAN FENNESZ pflegt, sind die Abstände zwischen seinen Solo-Veröffentlichungen naturgemäß etwas größer. Neben Arbeiten mit JIM O'ROURKE, DAVID SYLVIAN oder RYUICHI SAKAMOTO erhielt er im März dieses Jahres gar den Auftrag, GUSTAV MAHLER für ein österreichisches Festival zu Ehren des Komponisten zu remixen. "Seven Stars", eine Vinyl-EP mit vier Tracks, ist deshalb seit dem glanzvollen Album "Black Sea" (2008, NONPOP-Besprechung) das erste Material, welches ausschließlich unter dem Nachnamen des Gitarristen firmiert.

Zwei der Stücke – "Liminal" und "July" – hatte er schon länger im Gepäck und überarbeitete sie für "Seven Stars", die beiden anderen kamen neu dazu, genau ausreichend also für das 10inch-Lieblingsformat von FENNESZ. Wie immer baut der Musiker ein kunstvolles Universum rund um akustische und elektrische Gitarren auf, ohne dass diese ständig zu hören oder besser: zu identifizieren wären. Zwei Umstände sind dabei bemerkenswert: Zum ersten Mal verwendet CHRISTIAN FENNESZ ein Schlagzeug, gespielt von CHRISTOPH AMANN im Titeltrack "Seven Stars". Und zum anderen klingen die vier Tracks ganz unterschiedlich, pendeln zwischen melodischem Ambient-Pop und metallenem Dröhnen.

"Liminal" (01) basiert auf einzelnen, verspielten und als solchen noch erkennbaren Gitarrentönen, die wie so häufig bei FENNESZ zu einer wunderbaren, melancholischen Melodie zusammenwachsen. Weit und einsam, immer leicht improvisiert scheinend, der Künstler mit sich alleine im Probenraum. Verpackt ist der Song in ein rauschendes, permanent wie übersteuert wirkendes, aber dennoch wohliges Soundbett; ein Stück Ambient-Pop.
"July" (02) dagegen ist mehr geräuschig als melodisch. Dröhnende Soundlayer starten in die Sonne, ein kosmisches Sommerstöhnen und -räkeln. Wie es der Titel verspricht, ist flirrende Hitze zu hören, die beinahe schon unangenehm auf der Haut brennt, keine Kühlung in Sicht. Die Luft schmeckt metallen, und so klingt auch "July". Ab der Mitte weht ein beruhigendes Lüftchen, die Gitarre ist aber immer noch weniger anheimelnd als in "Liminal".
"Shift" (03) ist purer Ambient. Langsame, glitzernde Synthie-Drones liegen in der Luft, bewegen sich majestätisch auf und ab, klingen beinahe wie eine in Zeitlupe angeschlagene Orgel. Auch hier geht alles in Richtung Weltall, Universum, vielleicht eine Sommernacht.
Das Titelstück schließlich, "Seven Stars" (04), schlägt den Bogen zum ersten Track. Gitarrenakkorde, warm und weich, dieses Mal überraschend unterstützt vom schon erwähnten Schlagzeug, welches ein entspanntes, jazziges Flair erzeugt. Wäre die Gitarre ein Bass, würden wir von Ähnlichkeit mit BOHREN sprechen. Ein verträumter und sehr angenehmer (Sommer)Nachmittag auf dem Balkon über der Stadt. Das Thema 'Sommer' könnte hier übrigens ein verbindendes sein, alle Tracks fühlen sich an, als ob sie ihren Ursprung in der aktuellen Jahreszeit hätten.

Nach großartigen Soloalben wie "Endless Summer" und zuletzt "Black Sea" hat sich bei mir die Erkenntnis durchgesetzt, dass ich FENNESZ am liebsten solo höre, was auf "Seven Stars" wieder einmal bestätigt wird. Vier Stücke zwischen Dark, Ambient und moderner Elektroakustik, vor allem das behagliche "Liminal" und der verträumte Titelsong mit Schlagzeug lassen innehalten und lauschen. Wie immer nach solch kurzen Zwischenspielen wächst die Hoffnung auf ein ganzes Album!

PS: "Seven Stars" ist bei TOUCH auch als Download erhältlich. Wer die 10inch dort als Vinyl bestellt, erhält zusätzlich einen FENNESZ-Remix von "Shift", dem dritten Track der EP, als File gratis dazu. Im September soll die EP auch auf CD erscheinen.
PSS: Liebe Labels, wenn Ihr wollt, dass die Musik Eurer Künstler entsprechend gewürdigt wird, dann ringt Euch doch – gerade bei Sonderformaten wie 10inch – ENDLICH dazu durch, verbindlich einen Hinweis auf die Abspielgeschwindigkeit mitzuliefern! Gerade bei Doom, Drone oder Ambient ergibt es sich manchmal nicht auf Anhieb, ob diese Musik mit 33 oder 45 rpm laufen soll.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» FENNESZ @ myspace

Themenbezogene Artikel:
» FENNESZ: Mahler Remix
» FENNESZ: Bécs
» FENNESZ: Aun (Soundtrack)
» ANTONY | FENNESZ: Returnal
» PULIDO | FENNESZ | SIEWERT | STANGL
» FENNESZ: Black Sea


Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
Link-Code zu diesem Artikel:
Wöchentliche Artikelübersicht per Mail
Werde NONPOP- Redakteur...
» Diesen Artikel bewerten
» Kommentar zum Artikel verfassen
Zusammenfassung
FENNESZ allein zu Haus. Seit drei Jahren das erste Solomaterial des Österreichers. Vier ziemlich unterschiedliche Tracks, einer gar mit Schlagzeug! Gewohnt gute Kompositionen, vor allem das behagliche "Liminal" und der verträumte Titelsong lassen innehalten und lauschen.

Inhalt
Seite A:
01. Liminal (3:07)
02. July (5:06)

Seite B:
03. Shift (6:47)
04. Seven Stars (3:01)

45 rpm
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:

Hier Popup
Ebay- Angebote zum Thema:
Fennesz