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rak

DRUNKEN C: Dreamville EP

Tristesse créative


DRUNKEN C: Dreamville EP
Genre: Post-Punk/ Cold-Wave
Verlag: Vault 106


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Mitunter findet man ihn noch, den guten, alten DIY-Enthusiasmus. Ganz in der Tradition der frühen 1980er Jahre, als der Punk den Lack zersplittert hat und junge Menschen mit merkwürdigen Haarfrisuren nach neuen Wegen durch Tristesse, Wut und Passion suchten. Musik um des eigenen Ausdrucks Willen.

Genau diese Attitüde zelebriert die Französin CÉCILE RAYNAUD (allerdings ohne auffälligen Haarschnitt, das wäre dann doch etwas zu viel Anachronismus) als DRUNKEN C auf ihrer EP „Dreamville“. Man könnte es vielleicht leidenschaftliche Simplizität nennen, was sie sieben Tracks lang demonstriert. Beat, Gitarre, Stimme und ein paar Effekte reichen völlig aus, um aus der im Titel deklarierten Traumstadt ein tristes, von diffusem Licht durchflutetes Nest zu machen, das zu 90% aus trostlosen Betonbauten besteht. Und im Souterrain eines eben solchen sitzt CÉCILE vor ihrem Multitracker und arbeitet sich an der kaputten Welt vor ihrem Fenster ab. Da klingen frühe SONIC YOUTH ebenso durch wie frühe, englische Postpunk-Bands – zusammengehalten von monotoner Rhythmus-Programmierung und viel schräger Gitarrenarbeit. Und die raue Stimme, die zuweilen in bestem MARK E. SMITH-Credo („Ich singe nicht, ich rufe!“) durch die Stücke führt, tut ein Übriges um Empathie für die offensichtlich mit dem Leben hadernde CÉCILE aufkommen zu lassen. Man merkt den Stücken deutlich an, dass sie ihrer Verzweiflung etwas Luft verschaffen muss. Und da dies abseits der heute gängigen Klischees geschieht, nimmt man ihr dieses Unterfangen auch problemlos ab. Hier herrscht kein Gruftie-Getue, sondern ein fast manisches „Drauflos“ ohne erkennbares Kalkül. Wahrscheinlich darf man das „Drunken“ im Projektnamen sogar wörtlich nehmen. Die Melodien sind klein, aber fein, und spätestens beim letzten Song „The Sweet Devil Hand“ hat sie einen davon überzeugt, dass Energie auch aus den deprimierendsten Winkeln verströmt werden kann.

Diese EP ist sicherlich nicht unbedingt für Schöngeister geeignet, aber passionierte Kellerkinder werden sie zu schätzen wissen. „Dreamville“ klingt derart erfrischend authentisch, dass ich tatsächlich wieder an das Ausdrucksmittel Musik glauben möchte. Underground im besten Sinne. Und folgerichtig wird „Dreamville“ denn auch über das Net-Label VAULT 106 zum freien Download angeboten. Sehr schön ...


 
rak für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DRUNKEN C bei last.fm


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