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Claudia K.

ARBOREA: House Of Sticks

Of rivers and rapids


ARBOREA: House Of Sticks
Genre: Weird Folk
Verlag: Borne!...
Vertrieb: Borne!...
Medium: CD
Kaufen bei: Amazon


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Dieser Artikel wurde in der NONPOP-Hörschau Nr. 25 mit Audiobeispielen vertont.

Maine, U.S.A. Ein Landstrich, nicht zuletzt bekannt durch die zahllosen “Normas” des Autors STEPHEN KING, die dort ihr literarisches Dasein verbringen, oder selbiges durch unglückliche Umstände beenden. Maine, U.S.A., ist auch der Ort, an dem das amerikanische Folk-Duo ARBOREA Teile seines Albums „House Of Sticks“ aufgenommen hat. Dort entstanden in einer alten Jagdhütte, verborgen in den Hügeln von Westmaine, fragile Songgespinste, denen das Rauschen von wilden Strömen, der Duft von Nacht und Kaminfeuer, das Wogen der Bäume, innewohnen. Allgemeinwissen an: Alles, was man so an Vorstellungen hat von unberührter amerikanischer Natur. Wie zutreffend diese sind, weiß allein der Amerikareisende, alle anderen, nun, die denken eben wie oben beschrieben an Dinge, die einem in der wilden Natur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit begegnen (Ströme, Wälder, Sonnenlicht durch Nebel oder Tannen, etc). Bereits im März dieses Jahres erschienen ist es nicht zu spät, dem Schaffen von SHANTI und BUCK CURRAN Aufmerksamkeit zu schenken. Nach ihrem Debüt „Wayfaring Summer“ und der selbsttitelnden CD „Arborea“ (mit HELENA ESPVALL, die auch bei ESPERS und FURSAXA mitwirkt), ist „House Of Sticks“ das dritte Werk der beiden; es vereint eine sehr persönliche Kollektion der besten Tracks der „Wayfaring Summer“ und einige neue Songs, die zwischen 2007 und 2008 aufgenommen wurden – neben der besagten Jagdhütte auch in einem 160 Jahre alten Cottage, in dem sich das Duo besonders von den imaginierten Schicksalen derer, die dort lebten und starben, berührt sah. So ist der Titel „House Of Sticks“ inspiriert von der Flüchtigkeit und Fragilität einer jeden menschlichen Behausung, die leicht der Gewalt der Elemente zum Opfer fallen und in sich zusammensinken oder davongeweht werden kann wie eine Laubhütte.

Fragilität ist ein gutes Stichwort im Zusammenhang mit der Musik der multiinstrumentalen CURRANs. Ein zartes Gespinst von hingehauchten oder zart gezupften Klängen in Kombination mit der zauberhaften Stimme von SHANTI entführt in Wälder, lässt Laub rascheln, Wind singen, Sand säuseln. Zarte Melodien umreißen Schemen, die flüchtig und leicht sind wie Wasserschaum, Pusteblumenfallschirme, Sonnenlicht in einem taubenetzten Spinnennetz. Wohlig melancholisch sind ARBOREAs Songs, ohne niederzudrücken, die unglaubliche Leichtigkeit des Seins, ätherisches Schimmern, bezaubernde Schlichtheit einer leisen Musik, deren Zauber sich einnistet, einen einspinnt, während man im Geiste Stöckchenhäuser baut, Steine sammelt, Lagerfeuer macht, in den Sternenhimmel schaut in einer Spätsommernacht. Es fällt nicht schwer, sich einen Indian Summer vorzustellen, würzige Luft und eine Mischung aus Wärme und herzhafter Kühle, wie an einem Herbsttag. Gezupftes Banjo, subtiles Harmonium, Ukulele, Percussion, kleine Glöckchen, Gitarren, ein bisschen psychedelische Elektronik und die hypnotisch hauchende, federleichte Stimme SHANTIs. Und wie Wärme und Kühle sind auch Licht und Dunkelheit verteilt – die Herbstsonne wirft Schatten, die Schatten geistern leichtfüßig durch die Klänge; zwischendurch könnte man das Bedürfnis haben, auf einem von der Sonne aufgewärmten Stein zu liegen, zuzuhören und sich treiben zu lassen – oder die Hände in einen eisigen Strom zu tauchen und diese Intensität zu empfinden. Hier möchte man Barfuß durch einen Nadelwald laufen, tief einatmen, teilzuhaben an einer Schönheit, die ebenso fragil ist wie die Häuser der Menschen, und auch selbst bedroht.

Musikalisch inspiriert fühlt man sich vom Experimental und Progressive Folk der 60er und 70er Jahre, von Künstlern wie PENTAGLE, JOHN FAHEY und SANDY DENNY. So fügen sich ARBOREA ein in das mittlerweile vielgerühmte und/oder -bemühte „New weird america“ – und sind sicherlich nicht sein schlechtester Teil. Kürzlich trat man mit MARISSA NADLER auf – für mich noch immer ein Hinweis für Qualität –, und wer JOSEPHINE FOSTER, FERN KNIGHT, ESPERS, MARISSA NADLER oder THE IDITAROD mag, sollte hier einmal hineinhören. Einziges Manko: Die CD ist mit ihren acht Liedern bei etwas über einer halbe Stunde Spielzeit recht kurz – gerade eingelegt und schon wieder zu Ende (Viel länger war allerdings auch der Vorgänger nicht, es scheint System dahinterzustecken). Die Gestaltung von Digipack und Silberling ist allerdings gelungen, so dass man insgesamt wohlwollend gestimmt ist – auch bei einem kürzeren musikalischen Trip.

 
Claudia K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Arborea Myspace
» Arborea Webseite
» Fire Museum Records Myspace


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